1. Etappe: Scharnhausen – Neckartailfingen

06. juli 2014:

Der geplante Sonntagsspaziergang wurde nach 1 km abrupt unterbrochen. Meine geliebten Treckingschuhe, geschätztes Alter ca. 15 Jahre, gingen innerhalb von 100 m aus dem Leim. Erst löste sich die Sohle vom linken Schuh und ein paar Schritte weiter die Ferse vom rechten. Was tun? – Umkehren und die Bergschuhe anziehen. Waren zwar etwas warm für diesen heißen Tag, aber besser als in Turnschuhen zu gehen. Der anschschließende Weg sollte mir recht geben.

Unsere weitere Ausstattung: kleiner Rucksack gefüllt mit belegten Broten und für uns beide jeweils eine Flasche Mineralwasser. Dazu mein Garmin mit installiertem GPX-Trail mit der Route von Esslingen nach Neckarteilfingen. Nach ca. drei km durch das Körtschtal gelangten wir nach Denkendorf. Die erste Jakobsmuschel auf unserem Weg von Tür zu Tür ward gesichtet.

Jakobsmuschel

Unser Weg verlief über Wald- und Feldwege. Herrliche Ausblicke über Neckar und Schwäbische Alb ließen die Zeit im Flug vergehen. So war es leider auch mit unseren Trinkvorräten. Kein Gasthaus weit und breit. Wir mussten mit unseren zwei Litern Mineralwasser ganz schön haushalten. Kurz vor Neckartailfingen bogen wir über eine Wiese ab in Richtung Wolfschlugen. Wir mussten den letzten Bus nach Scharnhausen erreichen. Ohne eine barmherzige Autofahrerin, die uns halb verdurstete „Pilger“ die letzten 2 km zur Bushaltestelle mitnahm, wäre wohl eine kostspieliege Taxifahrt unvermeidbar gewesen. Von hier aus nochmals einen herzlichen Dank an unseren Engel.

Streckenlänge: 23,1 km
Wetter: Sonne 28º -33º

Neckartailfingen – Bebenhausen

Tag 2

Unsere Tochter Andrea und ihr Mann Joachim brachten uns im VW-Bus mit unserer Ausrüstung nach Neckartailfingen. Es ist der 7. September 2014, die Sonne scheinte am Tag unserer Tourfortsetzung.
Wolfgang im Alleingang

Unser eigentliches Ziel heute war Tübingen. Ein heftiger Regenguß in Bebenhausen veranlasste uns aber für heute Schluß zu machen. Der Landgasthof Sonne am Ort war unser 1. Nachtquartier.

Klosteranlage Bebenhausen
Klosteranlage Bebenhausen

Strecke: 24,1 km

 

Alpirsbach – Gutach

Tag 7
Da müssen wir durch. Es regnet. Für diesen Fall haben wir ja Regenponchos „mitgeschleppt“.

Schiltach
Schiltach

Also Raumanzug überstreifen, los marschieren und neue Erfahrungen sammeln. Nach wenigen Kilometern in Schenkenzell haben wir die Wahl: Weiter auf dem Kinzigtäler Jakobsweg Richtung Straßburg oder geradeaus, den neuen Weg Richtung Freiburg. Möglichkeit zwei ist unser Plan. Der nächste Ort ist Schiltach. Die geplante Kaffeepause fällt dem Wetter zum Opfer.

St. Jakobkapelle (Wolfach im Kinzigtal)
St. Jakobkapelle (Wolfach im Kinzigtal)

Weiter geht es im „Regenwald“ steil bergauf zur Jakobskirche bei Wolfach. Der liebe Gott wird es uns verzeihen, wenn wir hier in seinem Haus unser mitgebrachtes Vesper verspeisen. Aber draußen regnet es in Strömen und es ist kalt.
Frisch gestärkt geht es hinunter durch die Wälder nach Wolfach und weil es immer noch regnet, meist auf der Straße nach Gutach.
Quartiersuche: Gutach erstreckt sich über mehrere Kilometer und es ist nicht einfach unsere Vorstellungen zu befriedigen. Zu teuer, zu nah an der Straße, voll belegt. Der freundliche Wirt vom Gutachter Rössle organisiert uns telefonisch ein Quartier im
Berntenbauernhof
Fam. Ernst Dold
Obertalweg 2   77793 Gutach
Email: ernstdold@t-online.de

Endlich raus aus den nassen Sachen, duschen und in der Gaststube gibt es noch etwas zu Essen und einen Eigenbrand als Willkommensgruß.
Tut gut nach der bisher längsten Etappe, einem anstrengenden Tag.
Strecke 35,8 km

Gutach – Oberwinden (bei Elzach)

Tag 8

Gut geschlafen. Unsere Sachen sind trocken. Rüber ins Haupthaus zum ausgiebigen Frühstück, bezahlen und schon bald haben wir wieder unseren Wanderrhythmus aufgenommen. Kein Regen, aber die Wege und das Gras sind nass. Wir gehen deshalb erst Mal entlang der Straße.
imageSie ist steil, Autos von vorne, von hinten. Zum Glück treffen wir nach ein paar Kilometern auf den Westweg. Den verlassen wir aber gleich wieder und auf Waldwegen geht es weiter zum höchsten Punkt unseres Weges. 750 m über NN. Und ab jetzt geht es fast immer bergab. Das Gasthaus Landwasseregg empfängt uns mit Zwiebelkuchen und neuem Wein. Weiter geht’s auf dem Jakobsweg Richtung Elzach. Ein gutes Abendessen und ein Zimmer bekommen wir im

Gasthof /Hotel Rebstock
Hauptstraße 36
79297 Winden im Elztal

Strecke: 28,6 km

Oberwinden – Freiburg (St. Georgen)

Tag 9

Lunchpaket Hotel RebstockWir wollen früh los. Frühstück gibt es aber am Sonntag erst ab 9.00 Uhr. Gerne ging die Wirtin darauf ein, uns ein Lunchpaket zu machen. Was dann am Morgen vor unserem Zimmer stand, war kaum zu glauben. Es war genug für uns beide für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Wir starten früh. Unser Ziel ist Freiburg.


Himmelsleiter DenzlingenWir wollen früh ein Quartier beziehen und uns noch etwas in der Stadt umsehen.
Durch das Lunchpaket gerieten wir in Zugzwang und brachen auf, ohne meine morgendliche Fußpflege mit der bewährten Wallwurzsalbe aus der Schweiz. Und das sollte sich bald rächen.
Brunnen DenzlingenNoch vor Denzlingen machen sich die ersten Blasen an meinen Füßen bemerkbar. Eine große Strecke liegt noch vor uns. Selbst schuld. Da muss ich jetzt durch. Roswitha hat ihre Füße besser geschützt. Sie ist eben der Profi und kennt diese Gefahr vom caminho portuguese.

Gegen Mittag erreichen wir dann das Freiburger Münster. Nach soviel Ruhe auf der Strecke jetzt dieser Trubel am Sonntag Mittag in der Stadt. Ein fast unangenehmes Gefühl. Als Nachtquartier hatten wir uns ein Hostel ausgewählt. Doch es war nicht gerade preiswert und recht laut obendrein. Kurz entschlossen gehen wir weiter. Drei km weiter in St. Georgen gibt es Viersternehotel zum Wochenendsondertarif. Gut das es Smartphones mit Internetzugang gibt.
Der zusätzliche Weg sollte sich lohnen. Super Hotel, super Zimmer und angenehm ruhig. Und das Preis-Leisungs-Verhältnis ist absolut ok. 

Doch mit Städtchen anschauen wird es nichts mehr. Jetzt müssen erst mal meine Blasen versorgt werden. Roswitha ist eine Meisterin im „Blasen nähen“. Mit desinfizierter Nadel zieht sie mit in Jod getauchte Fäden durch meine Blasen. Die Fäden bleiben drin damit sich die Blasen nicht wieder schließen und die Blasenflüssigkeit abfließen kann.
Zum nicht mehr in die Stadt wollen kommt jetzt auch noch das nicht mehr können hinzu.

Übernachtung im Hotel Zum Schiff Freiburg – St. Georgen Strecke: 31,7 km

Freiburg (St. Georgen) – Hartheim (am Rhein)

Tag 10

Das Frühstück ist super. Hätten wir in einem 4-Sterne-Hotel auch nicht anders erwartet. Aber jetzt geht es wieder auf die Straße. Kaum zu glauben, aber meine Füße machen mit. Die Blasen spüre ich kaum noch. Nach wenigen hundert Metern erreichen wir die Stadtgrenze und queren schon bald die Autobahn. Frankreich scheint nicht mehr weit zu sein. Vor uns liegt Munzingen und hoch geht es auf den Tuniberg.

Bild015Die reifen Trauben regen unseren Durst auf ein Viertele Tuniberg ungeheuer an. Von der Ehrentrudiskappelle, dem Wahrzeichen des Tunibergs, hat man einen fantastischen Ausblick zum Schwarzwald und zu den Vogesen. Bald erreichen wir Niederrimsingen und es ist Montag – alle Weinstuben und Gasthäuser haben Ruhetag. Das war es dann wohl mit dem Viertele.

Also dann, weiter zur Jakobuskapelle bei Grüningen. Aber anscheinend hat auch die Kapelle Ruhetag. Sie war auf jeden Fall abgeschlossen. Jetzt geht es nach Hartheim. Hoffentlich gibt es dort eine Übernachtungsmöglichkeit und eventuell doch noch ein Viertele.

In der örtlichen Metzgerei gönnen wir uns einen „Leberkäswecken“. Die Chefin ist ausgepauerten Pilgern bei der Quartiersuche gerne behilflich. Und kaum war der warme Fleischkäse verspeist, holt uns schon eine freundliche Quartiergeberin mit dem Auto ab.

Und jetzt das Höchste: Nach ausgiebiger Körperpflege genießen wir ein gutes Viertele vom Tuniberg. Danke liebe Frau Sienert für Ihre herzliche Gastfreundschaft. Wir hoffen auf ein Wiedersehen in Portugal.

 

Quartier bei
Frau Maria-Luise Sienert
felber Malerfachbetrieb GmbH
Ährenweg 18
79258 Hartheim am Rhein
Tel: 0 76 33 – 80 81 88

Strecke: 25,7 km