Tag 31 (18) Saint-Romain-de-la-Motte – Saint-Jean-Saint-Maurice

Als wir um 7 Uhr aufstehen ist Yvette bereits unterwegs zur Arbeit. Michel bereitet uns ein typisch französisches Frühstück. Wir fragen ihn nach der Rechnung. Die Antwort ist „Rien de tout“ – gar  nichts. Wir schauen ihn ungläubig an. Er darauf “ C’est le chemin“ – das ist der Jakobsweg.

In der Hoffnung auf ein Wiedersehen – wo auch immer – verabschieden wir uns mit einem alten Pilgergruß.

Ultreia, Ultreia, et Suseia, Deus, adjuva nos! Vorwärts, immer weiter und aufwärts, Gott helfe uns!

Es ist kurz nach 9 Uhr als wir nach einem kleinen Einkauf starten. Irgendwie kommen wir nicht in die „Gänge“. Der gestrige Tag ist immer noch spürbar und das Wetter macht uns zu schaffen. Es ist sehr schwül und schon nach ca. 3 km gibt’s die erste Pause. Zweimal verlaufen wir uns (wir denken an Patricia – sie hat sich mehrmals “ verloren“) bis wir nach einem heftigen Aufstieg Sant-Haone-Le Chatel  erreichen. Ein bezaubernder Ort mit einem herrlichen Ausblick. Wir wollen bleiben, doch wir müssen weiter – das Gîte für heute Nacht ist reserviert und den Schlüssel dafür bekommen wir nur bis 17 Uhr. 20 km liegen noch vor uns.

Ultreia ……

Wir treffen auf Christian vor seinem Haus, viele Kilometer weiter. Er lädt uns zu einem Kaffee ein. Er ist Pilger, war beim Militär in Deutschland, ist für verschiedene HilfsOrganisationen tätig. Und: Er hat ein Stück von der Berliner Mauer, welches er uns stolz präsentiert.

SaintJeanNoch 7 km nach Saint Jean-Saint Maurice. Kurz vor 5 erreichen wir unser heutiges Etappenziel und sind glücklich über die gemütliche und sehr saubere Unterkunft. Und wieder mal genießen wir Privatsphäre …….  Ein lieber Gruß geht an Filipa

Strecke: 27,4 km

 

Tag 32 (19) Saint-Jean-Saint-Maurice – Pommieres

LoireKurz vor 9 Uhr verlassen wir unsere Gîte oberhalb der Loire. Die ersten 10 km sind ziemlich anstrengend. Laut Garmin immerhin 400 Höhenmeter an Aufstiegen. Eigentlich wäre es jetzt Zeit für eine größere Mittagspause, aber weit und breit kein geeigneter Rastplatz. Also weiter ins nächste Dorf. Neben der Kirche ein nettes Picknickplätzchen, aber just in dem Moment fängt es an zu regnen. Wir flüchten in die Kirche und 20 Minuten später ist der Schauer durchgezogen, unser Bank aber patschnass und zudem weht ein unangenehm kalter Wind. Also kein Vesper und weiter Richtung Tagesziel.
Auf der ganzen Etappe gab es bisher keine berichtenswerte Vorkommnisse, wäre da nicht der Konflikt zwischen Navigation und Wegmarkierung. Garmin sagt von der Autostraße rechts abbiegen, obwohl es an der Stelle kein Muschelzeichen gibt. Wir vertrauen auf die Elektronik und steigen über einen Zaun. Der anschließende Weg sieht ganz normal aus, also weiter. Nach 500 m müssen wir links abbiegen. Kein Weg, nur zwei Stacheldrahtzäune hintereinander. Mit vereinten Kräften geht das – Rucksack runter, unter’m Zaun durchkriechen, Rucksack rüberreichen, durchkriechen und Rucksack wieder aufnehmen – geschafft. Jetzt querfeldein über eine Viehweide – Vorsicht Rutschgefahr – und nach 200 m der nächste Zaun. Der lässt sich zum Glück leicht öffnen und wir befinden uns jetzt wieder auf einem Weg. Nach wenigen Metern sehen wir auch schon unsere Muschel. Was wäre einfacher gewesen? Wir wissen es nicht.
Die Gîte erreichen wir bereits kurz nach zwei Uhr. Sie befindet sich neben Kirche und Chateau, ist sauber und sehr ruhig. Apropos ruhig, das Dorf scheint ausgestorben zu sein. Beide Restaurants heute geschlossen und einen Laden gibt es nicht. Die Betreuerin der Gîte bietet uns ein Menü zum Selberkochen an. Brot, Pasta, Tomatensauce, Pastete, Käse und Kompott, alles für 5 Euro pro Person. Und für ein Minibier knüpft sie uns noch 1,50 Euro ab. Wir bestellen vier.
Strecke 20,4 km

Tag 33 (20) Pommieres – Montbrison

Das gestrige Lob für die Gîte in Pommieres müssen wir heute leider relativieren. Bei genauerem Hinschauen war die Unterkunft doch nicht so sauber, wie sie zunächst erschien. Das Essensangebot hörte sich zwar gut an, die Qualität ließ aber sehr zu Wünschen übrig. Mit 18 € pro Person liegt der Übernachtungspreis um 8 € über der Gîte vom Vortag in Saint-Jean-Saint-Maurice, kann ihr aber in keiner Hinsicht das Wasser reichen.
Der Spruch „Der Tourist verlangt, der Pilger dankt“ verliert bei derartigem Missverhältnis in Sachen Preis/Leistung seine Gültigkeit. Das musste gesagt werden und wir hoffen, dass es sich um eine Ausnahme handelt.
Da hilft nur abhaken, früh aufstehen und weiter marschieren. Das machen wir seit 7 Uhr. Um halb neun treffen wir auf eine Biobäckerei in der das Brot vor den Augen der Kundschaft hergestellt wird. Das duftet super und wir kaufen uns zwei Baguettes. Als Zugabe gibt uns der Bäcker noch zwei kleine Madeleine mit, die wir uns im Cafe gegenüber zusammen mit einem frischen Kaffee schmecken lassen. Wir sind sehr gut in der Zeit und einigen uns darauf nicht nur die knapp 20 km nach Montverdun zu gehen, sondern noch die Strecke bis Montbrison dran zu hängen.
Gegen drei am Nachmittag sind wir sicher dass wir die Doppeletappe schaffen werden. Jetzt noch Quartier bestellen. Bisher war das nie ein Problem, doch heute scheint der „Wurm“ drin zu sein. Die erste Adresse vermietet nicht mehr,  bei der zweiten Adresse meldet sich der Anrufbeantworter. Ich spreche drauf, aber niemand ruft zurück. Lag wohl an meinem perfekten😆 Französisch. Jetzt noch ein Versuch bei einem Aqueul pélerin und es klappt doch noch. Die freundliche Gastgeberin bietet sogar an, uns abzuholen, sobald wir das Stadtzentrum erreichen. Das nehmen wir natürlich gerne an.
Und so ist es auch als wir sie gegen fünf aus einem Park im Stadtzentrum anrufen . Sie holt uns ab, aber zu Fuß. Also Rucksack nochmals schultern, langsam tut’s weh, und im Vorbeigehen zeigt uns Nathalie die Crêperie, die sie gemeinsam mit ihrem aus der Schweiz stammenden Mann Philipe betreibt. Aber es sind nur ein paar Schritte und wir stehen in ihrer Wohnung im Pilgerzimmer. Roswitha und ich schauen uns an und wissen, dass wir wieder ein sehr gutes Los gezogen haben.
Strecke 36,4 km

Zum Abendessen waren wir natürlich in der Crêperie. War super und gar nicht so teuer. Jetzt wissen wir auch, dass es in einer Crêperie neben Crêpes  auch Salate und sonstige kleine Speisen gibt und natürlich allerlei Getränke. Muss man sich merken.

Tag 34 (21) Montbrison – Marols

Zuerst ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Bericht: Beinahe hätten wir die Begegnung mit André unterschlagen. In der Crêperie kam ein sympathischer Mann auf uns zu, stellte sich auf deutsch vor und fragte, ob er sich zu uns setzen dürfte. Er ist Schweizer und lebt seit einigen Jahren in Montbrison. Es entwickelte sich eine interessante Unterhaltung und bald stellte sich heraus, dass wir seinen Ravensburger Studienkollegen kennen. Die Grüße werden wir gerne weiterleiten.
Ab heute geht es bergauf. Wir nähern uns dem Massiv Central. Wieder einmal den ganzen Tag Regen, doch ab morgen soll die Sonne scheinen. So sagt es jedenfalls die nette Verkäuferin in der Boulangerie ca. 8 km vor dem heutigen Etappenziel. Momentan befinden wir uns in einem Aqueul Jaquaire (eine auf Spendenbasis geführte Privatunterkunft) auf rund 850 m üNN. Die Aussicht von hier oben ist gigantisch.
Strecke 24,6 km – gesamt seit 17.04. 524,6 km

Ein besonderer Gruß geht heute an unsere Schweizer Freunde

Tag 35 (22) Marols – Pontempeyrat

Es ist zwar noch stark bewölkt aber wenigstens regnet es nicht mehr. Also kann es wieder losgehen. Unser erster Weg nach dem Frühstück führt uns in die Epicerie um den Tagesproviant zu besorgen. Die Wasserflaschen füllen wir am Brunnen im Dorf – es sei „eau potable“ (Trinkwasser), wird uns von der Epiceriebesitzerin versichert. Jetzt kann es richtig losgehen – und wie. Auf den ersten drei km sind gleich mal 300 Höhenmeter zu bewältigen. Der Höhenmesser im Garmin zeigt 1172 m üNN.
Kurz nach der Bergüberquerung treffen wir auf einen jungen Pilger. Welch seltener Anblick. Er kommt freudig auf uns zu und stellt sich als Bert aus dem flämischen Teil Belgiens vor. Er ist schon seit 18. Februar unterwegs von Belgien nach Santiago de Compostella und sagt, dass wir die ersten Pilger seien, die er auf seiner ganzen Reise, zumindest unterwegs treffe. Nur einmal hätte er mit einem weiteren Pilger in einer Herberge übernachtet. Wir gehen ein Stück gemeinsam und er erzählt , dass er oft im Schlafsack im Freien übernachtet, lediglich geschützt durch ein Tarp, welches er über seine Wanderstöcke spannt. Der Selbstfindung zuliebe hätte er erst vor einer Woche sein Smartphone nach Hause geschickt. Übrigens, die Unterhaltung läuft auf Englisch, da unser Französisch und sein Deutsch für ein solches Gespräch nicht ausreichend ist. MontrcherWir gehen gemeinsam bis Montracher, einem kleinen Dorf mit Kirche und einem sagenhaften Ausblick. Hier trennen sich auch schon wieder unsere Wege. Er geht weiter über den GR3, dem französischen Höhenwanderweg und wir bleiben auf unseren Weg mit der Jakobsmuschel. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass wir uns in Le Puy wieder treffen. Denn ab dort sind die beiden Wege wieder identisch.
VesperNun scheint auch die Sonne wieder und eine der selten anzutreffende Bänke nutzen wir für die Mittagspause. Gleich noch Quartier reservieren, aber dieses Mal ohne „repas“, das in den Chambre d’Hôtes schon fast übliche Abendessen. Also müssen wir noch den in der Pause geplünderten Proviant nachfüllen. Das machen wir in einem größeren Ort im Intermarché. Weiter geht es Richtung Tagesziel. Halt – wo ist denn unser schlaues Buch mit Streckenbeschreibung und Übernachtungsmöglichkeiten? Das lag doch vorhin noch im Einkaufswagen. Also Rucksäcke runter, nachschauen – das Buch ist weg. Vermutlich gemeinsam mit den Umverpackungen im Mülleimer vor dem Supermarkt entsorgt. Was soll’s. Wolfgang marschiert die 1,5 km zurück zum Supermarkt. Roswitha passt auf die Rucksäcke auf. Und welch ein Glück, in der Mülltonne findet sich unser Wegbegleiter. Was die Leute vor dem Supermarkt dachten, als ich im Müll nach „Wertsachen“ suchte, war mir in dem Moment sch..egal.
Jetzt noch die letzten km bergab zum Quartier. Viel weiter hätte der Weg heute nicht sein dürfen.
Die Wäsche wird heute mal maschinell gewaschen – unsere Gastgeber stellen dafür Waschmaschine und Trockner zur Verfügung. Das ist Luxus!

Strecke 28,5 km

Tag 36 (23) Pontempeyrat – Le Puy

Wir sind in Le Puy! Doch dazu später mehr.

troisterresIm „Les Tres Terres“ in Pontempeyrat fühlten wir uns sehr wohl. Zum Frühstück werden uns Milchkaffe, hausgemachte Marmeladen, Honig, Heidelbeer-Muffins – selbstverständlich auch hausgemacht und Orangensaft serviert. Vielen Dank an Frau und Herrn Michalon.

Dans „Les Tres Terres» dans Pontempeyrat nous nous sommes sentis très à l’aise. Pour le petit déjeuner on nous a servi  du café au lait,  les confitures de la maison, miel, muffins aux myrtilles – bien sûr fait maison aussi et  du jus d’orange. Un grand merci à Ms et Mme Michalon

Gut gestärkt geht’s nach einer herzlichen Verabschiedung auf den Weg. Und wie jeden Morgen wird auch heute wieder der Rucksack mit Essbarem und mit Wasser aufgefüllt. Es gibt auf der gesamten Strecke weder ein Restaurant noch ein Café noch eine Epicerie.

ReiterPontempeyrat liegt im Tal, für uns heißt das erst einmal kurz aber steil  bergauf. Danach geht es sanft bergauf bis auf 1.000 m üNN. Die Sonne scheint, wir finden einen schönen Rastplatz. Kurz darauf gesellt sich eine französische Reitergruppe zu uns.

Nach 27 km erreichen wir die Gîte in Le Cros. Dort gibt es  Hühner, Kühe und Schafe und drei Häuser.  Drumherum einen „Riesensaustall“. Ein kurzer Blick ins Innere der Gîte und wir verlassen fluchtartig diesen Ort. Die Übernachtung dort hätte 33 € pro Person gekostet!!

Vier Kilometer weiter liegt Saint-Paulien, ein etwas größeres und sehr schönes, gepflegtes Dorf. Laut unserem mittlerweile sehr beanspruchten Guide befinden sich dort mehrere Übernachtungsmöglichkeiten. Chambre d’Hôtes geschlossen, Hotel geschlossen und in die Gîte bringt uns heute niemand mehr. Die Füße tun weh, wir sind müde und hungrig. In einer Bar trinken wir erst mal ein Bier und informieren uns über Alternativen. Fehlanzeige.

Nach Le Puy sind es gerade mal 15 km. Es ist mittlerweile 20 Uhr und spontan buchen wir dort ein Hotel. Wie kommen wir hin? Zu Fuß schaffen wir es nicht mehr, Bus fährt heute am Sonntag keiner und für 👍sind wir zu alt. Wir fragen die freundliche Kellnerin ob sie uns jemanden vermitteln kann der uns nach Le Puy fährt. Eine halbe Stunde später steht Alexandra vor der Tür und 20 Minuten später checken wir im Hotel ein. Dankeschön liebe Alexandra und danke liebe Freundin von Alexandra.

Merci chère Alexandra et mercie chère amie d’Alexandra.

Strecke 33,6 km (incl. Quartiersuche in Saint-Paulien)

Tag 37 (24) Le Puy en Velay

Heute mal kein Etappenbericht. Wir schauen uns Le Puy an. Eine wirklich sehenswerte Stadt.

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Wir pilgern über Berge, Täler, Wiesen,

Bart und Haare sprießen,

die Füße sind oft wund,

doch sonst sind wir gesund.

Das Wetter ist fast immer heiter

und morgen geht es weiter….

Bart

Fuesse

 

Und das liegt in den kommenden Tagen vor uns.

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Tag 38 (25) Le Puy en Velay – Saint Privat d’Allier

Heute geht es auf die Via Podiensis. So heißt der Camino zwischen Le Puy und der spanischen Grenze. Bereits um 8.30 gehen befinden wir uns auf dem Marktplatz von Le Puy und reihen uns in die vielen Pilger ein, die von hier aus den Weg Richtung Santiago gehen. Das ist ein ganz anderes Gefühl. Bisher waren wir immer alleine, heute sind wir zwei unter vielen.
Und wieder gehen die ersten Kilometer steil bergauf, auf 2 km rund 300 Höhenmeter. Ab dem Rand des Talkessels dann nur noch leicht aber stetig ansteigend bis über 1.100 m üNN. Die Pilger und vermutlich auch viele Wanderer gehen in kleinen Gruppen. Man ist dann auch ehrgeizig und will sich nicht überholen lassen. So kommt es, dass wir unsere erste Pause nach dreieinhalb Stunden erst nach 16 km (heißes Tempo) an einer Bar einlegegen. Das „pression“,  so heißt das Bier aus dem Zapfhahn, zischt nur so, als es in meine ausgetrocknete Kehle fließt. Bei Roswitha geschah es so ähnlich mit einer eisgekühlten Cola.
Von da ab lassen wir es gemütlicher angehen, denn bis zum angepeilten Ziel sind es nur noch gut sieben Kilometer, erst bergauf bis auf 1250 m üNN und dann steil bergab. Das zieht vielleicht in den Oberschenkeln. Bei der Quartiersuche lassen wir es wieder drauf ankommem, wir sind ja noch früh dran.
20150512_152730Saint Privat ist ein kleiner Ort mit vielen Übernachtungsmöglichkeiten. Wir setzen uns an einen Tisch vor der „Vieille Hauberge“, die ein Zimmer für 58 € ohne Frühstück anbietet. Da muß es doch noch was günstigeres geben. Während wir beratschlagen fällt uns ein Radpilger mit Vollbart auf, dem wir bereits in Le Puy begegneten und zuletzt in der Bar während unserer Rast. Er hat gerade ein Zimmer in der Hauberge bestellt. Wir wollen von ihm wissen, wie die Zimmer aussehen.
Er antwortet in österreichischem Akzent. Da war auch gleich der Kontakt da. Er setzt sich zu uns und und erzählt von seinen bisher drei Radtouren von Österreich nach Santiago de Compostella. Und dieses Mal will er noch weiter nach Lissabon. Zufall? Von uns wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Dann stellt sich heraus, dass er aus Leoben stammt, gerade mal 20 km von Roswithas Geburtsort entfernt. Zufall?
Mit Karl, unserer neuen steirischen Bekanntschaft, verabreden wir uns auf sieben. Seine Geschichten könnten wir uns stundenlang anhören. Aber morgen geht es wieder weiter. Karl will sich nicht von uns verabschieden, denn er ist sich sicher, dass wir uns wieder treffen werden. Mal sehen.
Übrigens wir haben doch noch ein relativ günstiges Chambre d’Hôtes (30 € im DZ) bekommen, welches uns aufgefallen ist, als wir ins Dorf gekommen sind.
Strecke 26,0 km

Tag 39 (26) Saint Privat d’Allier – Saugues

8.00 Uhr. Aus den vielen Gîtes, Chambre d’Hôtes und dem Hotel am Ort strömen die Pilger Richtung ersten Anstieg. Wir mittendrin, nachdem wir uns in der Boucherie mit einer regionalen Salami und in der Épicerie mit Brot und Mineralwasser versorgt haben. Also erst kurz und heftig bergauf, aber dann zwei Kilometern steil begab auf steinigen Wegen. Dazwischen ein keines Hameau mit einer kleinen Kapelle und dem ersten Blick auf den Allier, den Fluss, der als Namensgebung für die Region herhält. In Monistrol d’Allier, so heißt das Dorf auf der Talsohle gibt’s ein Café welches wir zu einer kleinen Pause nutzen. Dabei schauen wir den Raftinggruppen bei ihren Startvorbereitungen zu, bevor sie sich in die Fluten stürzen und flussabwärts paddeln.

Genug gestärkt. Jetzt wieder bergauf von 600 auf rund 1000 m üNN. Nach rund einem Kilometer auf der Straße kommt das Gefühl auf, dass da was nicht stimmen kann. Der Blick auf den Garmin bestätigt das. Vor 400 m hätten wir wohl abbiegen müssen. Die beiden Belgier, denen wir ohne zu überlegen nachgelatscht sind, merken das auch. Sie gehen wieder zurück, wir nicht. Und das war wohl auch gut so. Der Garmin zeigt, dass wir auch so wieder auf den Wanderwege kommen, wenn wir auf der Straße weitergehen. Es ist zwar einen Umweg von mehreren Kilometern, müssen dafür aber nicht den steinigen Aufstieg hochklettern. Endlich oben in der Margeride, dem Hochland westlich des Allier, ankommen, sehen wir die meisten der Leute, mit denen wir im Tal gestartet sind, hinter uns.

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Weiter geht es in der hügeligen Margeride bis auf knapp 1200 m üNN bei jetzt heftigem unangenehmem Wind, der uns Sand und Staub ins Gesicht bäst. Trotzdem zeigt das Termometer fast 30°C. Und wie kann es anders sein, die letzten zwei Kilometer geht es wieder kräftig begab nach Saugues. Das Quartier vermittelt uns heute das Verkehrsbüro, ein Chambre d’Hôte am Ende des Ortes.

Ach ja, Karl unser radelnder Steirer wartet bereits auf uns auf der Terasse eines kleinen Hotels. Traurig berichtet er uns, dass er morgen seine Reise abbrechen wird. Die Strapazen werden ihm jetzt doch zu groß. Seinen und den Rücktransport seines Fahrrades zum nächsten Bahnhof in Le Puy hat er bereits organisiert. Gemeinsam sitzen wir noch beim Abendessen in seinem Hotel und verabschieden uns. Wir sind uns aber sicher, dass wir uns wieder treffen, sei es in Innsbruck, wo er heute lebt oder in Lissabon.

Strecke 26,5 km

Tag 40 (27) Saugues – Saint Alban sur Limagnole

Unsere Gastgeberin muß zur Arbeit. Das Frühstück gibt es deshalb bereits um 6.30 Uhr. Das trifft sich gut, denn die heutige Etappe ist über 30 km lang. Zudem sind zu dieser Zeit erst wenige Pilger auf Achse. Wir verabschieden uns von den anderen Gästen, einem Ehepaar aus Belgien, welches zu Fuß bis Saint Pied de Port geht und einem jungen Paar aus der Scweiz, das mit Fahrrädern Richtung Santiago unterwegs ist.

20150514_151646Zum Glück gibt es heute keine übermäßigen Anstiege. Dennoch erreichen wir mit 1322 m üNN den höchsten Punkt unseres Weges, zumindest vor den Pyrenäen. Obwohl wir es heute etwas ruhiger angehen und größere Pausen einlegen, sind wir am Abend dennoch geschafft.

20150514_193536Unser heutiges Quartier befindet sich in einem Château. Das war die letzte Chance überhaupt ein Quartier zu bekommen, denn auch in Frankreich werden die verlängerten Wochenenden zu Kurzurlauben genutzt. Aber auch heute führt kein Weg daran vorbei, die Wäsche muss gemacht werden. Ich möchte mich deshalb heute einmal ausdrücklich bei meiner lieben Frau dafür bedanken, dasss sie diesen Job Tag für Tag übernimmt.

Strecke 33,0 km