Tag 51 (38) Cahors – Lascabanes

20150525_084139Nach einem wirklich guten Frühstück, es gab sogar Schinken roh und gekocht, starten wir bei tollem Wanderwetter in Cahors. Das Wahrzeichen der Stadt, die Pont Valentré, überqueren wir gegen halb zehn. Die Jakobspilger nutzen diese Brücke schon seit dem 15. Jahrhundert. Dann, wie kann es anders sein, geht’s wieder steil bergauf, heute sogar über in den Fels gehauen Stufen. Oben angekommen, ist der Blick über die Stadt phänomenal. Leider scheint uns die Sonne direkt in die Linse und die Fotos sind nicht brauchbar.

20150525_160658Die nächsten 10 km, wie gehabt, mal bergauf, mal bergab, mal auf schmalen Pfaden, mal auf kaum befahrenen Straßen. Gegen Mittag ziehen die ersten Wolken auf. Doch unsere ausgedehnte Mittagspause genießen wir bei angenehmen Temperaturen. Wir können uns Zeit lassen, denn das heutige Quartier reservierte uns bereits gestern das Office de Tourisme in Cahors.

Bei windigem Wetter, manchmal fallen aus den dichten Wolken auch mal ein paar Tropfen, gehen wir unserem Ziel entgegen. Zum Glück liegt der Wetterbericht mal wieder falsch  und das angesagte Gewitter bleibt aus. Bereits gegen halb vier treffen wir in Lascabanes ein. Jetzt suchen wir noch unser Quartier, das Clos de Gamel. In der Ortsmitte ein Schild, noch 3,5 km, das überrascht uns dann doch. Egal, wir sind noch früh dran und es geht in die Richtung unseres morgigen Ziels. Es ist schon fünf als wir endlich da sind. Mal wieder eine sehr schöne Bleibe. Ein ehemaliger Bauernhof, umgebaut zu einem Feriendomizil. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Die Besitzerfamilie ist sehr nett. Gerade eben bekommen wir noch eine Schale mit frisch gepflückten Kirschen und eine Flasche Rotwein, der aus den Trauben des eigenen Weinberges gekentert ist. Der Abend ist gerettet .

Strecke 27,5 km

 

 

 

TAG 52 (39) Lascabanes – Lauzerte

Auf geht’s zur vorletzten Etappe. Unser schlaues Büchlein bescheibt die Strecke als schönen Wanderweg mit nur mäßigen Höhenunterschieden. Wir freuen uns auf eine entspannte Wanderung mit Zeit für erholsame Pausen.

Die ersten sieben Kilometer geht es moderat begab nach Montcuq. Einkaufen in der Boulangerie und Boucherie, noch einen kleinen Kaffee und dann geht’s los. Auf und ab, aber derart steil, daß einige Wege sogar mit Seilen gesichert sind. Laut Guide 190 m im Aufstieg, der Garmin zeigt am Abend rund 600 m Aufstieg. Langsam kommt der kleine Hunger. Also am nächsten Rastplatz legen wir eine Pause ein. Fehlt nur noch der Rastplatz. Und das bleibt so, bis zum heutigen Etappenziel, das mittelalterliche Dorf Lauzerte hoch droben.20150526_140844 Das erste Essen gibt es auf einer Parkbank im Dorf. Übernachtet wird in einer Gîte communal, einfach aber sauber. Die Aussicht ist gigantisch.20150527_065731

22,7 km

Tag 53 (40) Lauzerte – Moissac

Frühstück morgens um 7 Uhr mit 14 französischen Pilgern. Es gibt Brot, Butter, Marmelade, Kaffee, Orangensaft und Yoghurt. 7.45 Uhr sind wir bereit für  die letzte Etappe. Corinne, die „Herbergsmutter“ meint, der heutige Weg wäre plain – also eben. 20150527_083605Also erst mal von hoch droben nach unten und wieder rauf und wieder runter. Immer und immer wieder. Wir schwitzen und stöhnen – die Außentemperatur steigt. Eine kurze Pause in einer schattigen Gartenwirtschaft und es geht weiter. Wieder freuen wir uns vergeblich auf einen Platz zum Ausruhen. Mit Tisch und Bank. Die Wiesen sind größtenteils mit Stacheldraht eingezäunt und an den Wegrand können wir uns wegen der Ameisen nicht setzen. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir Moissac. Das Kloster in dem wir übernachten wollen, ist ausgebucht. Wir finden ein Hotel direkt am Tarn in dem wir übernachten werden. Im Städtchen lernen wir Thomas kennen, er ist Tscheche und seit Le Puy unterwegs. Thomas übernachtet hauptsächlich im Freien. Ohne Zelt! Wir laden ihn zu einem Bier ein, die Einladung zum Essen lehnt er dankend ab.  Und wir jammern, weil es bergauf und bergab geht ….20150526_113819

Wir haben unser diesjähriges Ziel erreicht. Mehr als 1000 km liegen hinter uns. Glücklich und zufrieden genießen wir zum Abschluß ein leckeres Menü. Ein Highlight seht uns noch bevor: Der Nachtzug nach Lissabon. Doch dazu demnächst mehr.

 Strecke 28,0 km

An dieser Stelle möchte ich meinem Mann danken, der mit mir durch alle Höhen und Tiefen gegangen ist – nicht nur in diesen sechs Wochen.20150524_131653

Alles hat ein Ende – wenn auch nur vorläufig

Studio_20150608_122241Moissac ist neben Conques die bedeutendste Station der Via Podiensis. Ob die Pilger nun hier übernachten oder weiterziehen, alles trifft sich erst mal vor der Benediktinerabtei Saint-Pierre de Moissac. Hier gibt es den Stempel für den Pilgerausweis. Die vielen Straßencafes laden ein zu einer Pause und zum Austausch mit anderen Weggefährten. Irgendwie bedauern wir den Ausstieg in Moissac aber der bzw. die Züge sind gebucht und so soll es dann auch sein.

Der erste Zug, der uns nach Montabaun bringt, fährt um 12.50 Uhr ab. Dort wechseln wir in den TGV. Dieser fährt über Moissac – allerdings ohne Halt – nach Bordeaux. Von Bordeaux aus geht’s weiter nach Irun und dort wartet dann auch schon der Nachtzug nach Lissabon. Kurze Ausweiskontrolle durch die spanische Polizei und voller Zuversicht und Freude steigen wir ein in den Zug der uns nach Lissabon bringt. Nun ja, Werbung für den aus Literatur und Fernsehen bekannten Zug können wir leider nicht machen. 20150528_190328Wir suchen erst mal den Speisewagen auf und lassen uns ein wirklich gutes portugiesisches Menü schmecken. Die Nacht war schrecklich, an Schlaf war nicht zu denken. Die Schlafwagen-Abteile waren alle ausgebucht, trotz rechtzeitiger Buchung. Also blieben nur noch zwei Plätze im Wagen 9 – Turista Classe.

Wir haben’s überlebt, kommen morgens um halb acht bei strahlendem Sonnenschein in Lissabon an. Die Weiterfahrt mit Metro und Bus nach Torres Vedras klappt gut, dort warten Christel und Walti mit Blumen auf uns und bringen uns bis zu unserer Haustür nach Escravilheira. Herzlichen Dank, Ihr Lieben.

Dankeschön an alle Leserinnen und Leser unseres Blogs für das Mitfiebern, das Aufmuntern, das Daumendrücken, das Teilhaben ……. Ohne Euch hätten wir es nicht geschafft. Fortsetzung folgt!20150528_122532

Tag 54 (1) Moissac -St. Antoine

Wir sind wieder auf Tour. Gestern um 4.48 ging es in Ostfildern mit der U-Bahn zum Hauptbannhof Stuttgart, weiter um 5.38 mit dem ICE über Mannheim nach Paris Est. Für den Weg zum Bahnhof Montparnass bleiben uns mehr als 2 Stunden. Kein Problem die Metro M4 bringt uns sicher zum gewünschten Abfahrtsort des TGV’s. Von dort aus gehts weiter über Bordeaux nach Agen, umsteigen in einen Regionalzug und eine halbe Stunde später steigen wir in Moissac kurz vor 18.00 Uhr aus.

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Wie des Öfteren auf der Stecke muss es auch hier geregnet haben. Die Stadt empfängt uns jedenfalls mit einen tollen Regenbogen.
Das Quartier befindet sich unweit vom Bahnhof. Noch ein kurzer Umweg über den Supermark, schließlich braucht man nach einer langen Fahrt noch einen Schlummertrunk und um halb sieben laufen wir im Ancien Carmel, einer guten, aber weniger preiswerten Pilgerherberge ein. Aber was ist schon preiswert in Frankreich? Ok das Baguette, aber mehr fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Nach einem kleinen Vesper und dem zuvor erworbenen belgischen Leffe Blonde, einem Bier mit 6,6%, geht es ins Bett. Es war ja ein langer Tag.

Dann, heute früh um 8.30 nach dem typischen französischen Sparfrühstück, Cafe au lait, getoastetes Brot von gestern, Butter und Marmelade. Das wars. Nein, ein Glas Orangensaft gibts auch noch. Mit 5 Euro pro Kopf sind wir dabei.

Jetzt aber los. Um 9.00 macht der Handyladen in der Stadt auf. Gesten hatte ich beim Aufladen des Handys im TGV das Ladegerät geschrottet und vermutlich den Akku gleich mit. Es war nicht anders zu erwarten, der Laden macht entgegen der Auskunft im Quartier erst um 9.40 auf. Bleibt noch etwas Zeit für die Besorgung vom Marschverpflegung in der schönen Markthalle von Moissac.
Pünktlich um halb zehn stehen wir am Handyladen. Ok Akku könnte ich bekommen, leider erst in 3-4 Tagen. So lange dauert es, bis die Internetbestellung ankommt. Zum Glück haben wir noch Roswithas Handy  und nach dem Tausch der SIM-Karte können wir jetzt auch wieder ins Internet. Zum Beispiel um unseren heutigen Bericht ins Netz zu stellen.

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Jetzt um 9.30 starten wir endlich. Die ersten 12 km geht es entlang eines Kanals leicht bergab. Nach jeweils ca. 1 km befindet sich eine Schleuse, zum Anheben bzw. Ablassen der Hausboote, die hier gemütlich durch den Kanal entlang der Garonne tuckern. Jetzt nach rund 12 km, kurz nach unsere Mittagspause  queren wir erst den Kanal, dann die aufgestaute Garonne, die ein paar km flussabwärts ein Atomkraftwerk kühlen muss, und dann noch die Garonne in ihrem eigenen Bett.
Aber jetzt ist es Schluss mit bergab. Wer steigen ca. 100 Höhenmeter auf nach Auvilard, einem schmucken altertümlichen Ort. Nach diesen ersten 20 km geht es die nächsten 10 km, wie wir es von unseren vorherigen Etappen kennen, wieder bergauf bergab. In Auvilard sind die Cafes geschlossen und auf der weitern Strecke befinden sich keine Rastmöglichkeiten. Zum Glück ist es nicht heiß, ein tolles Wanderwetter mit blauem Himmel und ca. 18 Grad begleitet uns bis an unser heutiges Ziel. Es ist eine schmucke Gîte, sogar mit einem freien Doppelzimmer für uns zwei.
Aber das Wichtigste, mein lädiertes Knie hat durchgehalten. Vor 2 Tagen hab selbst ich nicht mehr daran geglaubt.

Strecke 29,5 km

Tag 55 (2) St. Antoine – Lectoure

In Sachen Frühstück nichts Neues.  Dafür kennen wir jetzt nette Leute, Sami (63) und Mair (79), zwei Brüder aus Israel. Sie gehen seit einigen Jahren immer für 10 Tage einen Abschnitt auf dem Jakobsweg. Heute starten wir gemeinsam in einen wunderschönen Herbsttag.

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Obwohl die Topografie nicht besonders anspruchsvoll ist, geht uns der heutige Tag ganz schön in  die Knochen. Aber kürzere Pausen helfen uns den inneren Schweinehund zu überwinden, zudem können wir uns ja keine Blöße vor dem fast 80-jährigen Meir geben.
Gegen 17 Uhr erreichen wir das Ziel.  Sami und Meir hatten reserviert. Roswitha und ich schließen uns an. Platz gibt es zur Zeit genug. Wir vier sind für die heutige Nacht die einzigen Gäste in der Gîte.

Strecke 25,1 km

Tag 56 (3) Lectoure – Condom

Für alles gibt es ein erstes Mal. Heute war es die  Erfahrung, mit mehreren Personen in einer Gîte in einem Raum zu übernachten. Tat nicht weh. Nicht neu war es, morgens aufzustehen und es regnet. Wir verzichten heute auf das angebotene Frühstück in der Gîte und genehmigen uns ein frisches Croissant und einen guten Cafe crème im Café Sportive  im Ort.20151018_093447

Mit (fast) wasserdichten Ponchos machen wir uns dann trotz strömenden Regens auf unseren Weg. Die Aussicht ist nicht besonders, doch die Unterhaltung mit Sami und Mair lässt keine Langeweile aufkommen. Vor uns sehen wir Leute mit einem Esel, auf unserem Weg. Wir treffen sie bei einer Rast und stellen fest, es ist kein Esel, sondern es sind zwei Mulis und das Besondere daran ist, sie sind Lastenträger für ein Ehepaar, welches mit zwei kleinen Kindern unterwegs ist. Die Familie kommt aus der Gegend von Genf und will nach Santiago.

Gegen halb eins hört es auf zu regnen, da hat wohl jemand seine guten Kontakte nach „oben“ spielen lassen. Leider verlassen uns bald darauf unsere beiden Freunde aus Israel. Sie zweigen auf halber Strecke ab nach La Romieu und werden dort übernachten. Wir selbst nehmen den direkten Weg nach Condom, wo wir gegen vier am Nachmittag eintreffen.20151018_170736 Das liegt übrigens in der Region, aus welcher Alexandre Dumas d’Artagnan und die 3 Musketiere her stammen. Christoph aus Salzburg, den wir unterwegs schon kennenlernten, gibt uns einen guten Tipp. Das Ancien Camel – gleicher Name wie unser Quartier in Moissac, aber ausser dem Namen hat die Herberge nichts identisches. Wieder ein erstes Mal: Ein sauberes warmes Doppelzimmer, leckeres Abendessen mit drei Gängen und Frühstück für zwei Personen um 50 Euros. Kann man nicht meckern , oder?

Strecke 28,1 km

Tag 57 (4) Condom – Eauze

Heute war es anstrengend.  Roswithas Schuhe sagen mehr als tausend Worte.
Zu Anfang geht es ja noch locker über eine ehemalige Eisenbahntrasse. Aber auf diese verirren wir uns rein zufällig. Der daraus resultierende Umweg über den parallel laufenden Jakobsweg auf kaum befahrenen Straßen beträgt rund 1 km und ist zu verkraften. Zurück auf dem ausgeschilderten Weg ist es jetzt allerdings vorbei mit lockerem Gehen (und Quatschen). Die Erdwege sind sehr lehmig und im Nu kleben drei Zentimeter Lehm an den Schuhen.
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Bis zur Mittagspause sind wir derart platt, dass wir schon nach Quartier Ausschau halten. Ein Rastplatz neben einer (echten) Tankstelle mit Shop rettet uns. Eine Cola, Käse und Brot, ein Stück Schokolade und eine Stunde Pause erneuern unseren Tatendrang. Wir beschließen, bis ins 9 km entfernte nächste Quartier zu marschieren. An der Gîte angekommen, ist die Enttäuschung groß. Seit 15. Oktober für Übernachtungen geschlossen. Aber wenigstens gibt es noch ein Bier und laut Auskunft ist die nächste Gîte nur drei Kilometer entfernt. Also weiter im Trott. Dann das Schild. Noch 300 Meter. Wir gehen 500 Meter, gehen einen Kilometer – keine Gîte. Vermutlich bedeutete das Schild, dass die Herberge 300 m abseits des Weges liegt. Zurückgehen? Nein. Die 6 km bis Eauze schaffen wir jetzt auch noch. Bei Dunkelheit erreichen wir Eauze. Christoph, unser österreichischer Mitpilger steht rauchend auf der Gasse, gerade so, als ob er auf uns warte. Wir schlafen wieder einmal in der selben Gîte.
Und hier das Tagesergebnis:
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Tag 58 (5) Eauze – Nogaro

Nach der gestrigen Strapaze wagte ich nicht zu hoffen, die heutige,  knapp über 20 km lange Strecke in Angriff zu nehmen. Doch jetzt sitze ich hier auf dem Bett in einem Hotel in Nogaro und freue mich, dass ich es geschafft habe.
Um neun macht das Office de tourisme auf. Wir müssen dort noch für unsere Übernachtung bezahlen. Mit 22 Euro war es wieder eimal ein günstigeres Quartier. Frühstück wird keines angeboten. Bleibt uns schon die diesbezügliche fast peinliche Absage an die Herbergswirtin oder -wirt erspart. Beim Bäcker holen wir Croissants und marschieren damit ins Café. Das ist in Frankreich so üblich, denn normalerweise sind die Cafés zugleich auch Bar und verkaufen nur Getränke. Wir lassen uns Zeit und bevor wir um halb zehn starten, besorgen wir uns in der Apotheke noch eine elastische Kniemanschette. Ich zieh das Ding gleich über und los geht es.

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Der Weg ist ziemlich abwechslungsreich. Mal Straße, mal Feldweg und machmal geht es auch auf Graswegen durch die Weinreben hier in der Armagnacregion. Die Schmerzen im Knie sind da, werden aber nicht schlimmer. Nur bergab wirds heftig. Da denk ich manchmal ans aufhören, sage es aber nicht laut.
Die erste Pilgerin die uns überholt,  trägt ein großes „A“ auf ihrem Rucksack. Wir vermuten Österreich und sprechen sie an. Tatsächlich, sie heißt Gitti und stammt aus Graz und macht die Tour zwischen Steiermark und Santiago auf eine ganz besondere Weise. Sie startet morgens ihre geplante Etappe und ihr Mann fährt mit dem Wohnmobil zum Ziel und geht seiner Frau entgegen bis sie sich treffen. Den Weg zum Wohnmobil gehen sie dann gemeinsam.
In der Mittagspause stoßen wir auf Irek, einen jungen Polen, der im Juli in der Nähe von Danzig gestartet und mit Zelt und Schlafsack über Tschechien, Deutschland, Österreich, Schweiz bis hierher nach Südfrankreich unterwegs ist. Auch sein Ziel ist Santiago, welches er bis Mitte November erreicht haben möchte. Übernachten unter einem festen Dach kann er sich einfach nicht leisten. Trotzdem bietet er uns gleich von seinen Schokokeksen an, die er heute früh mit sonstigen Lebensmitteln im Leclerc erstanden hatte. Soviel Freundlichkeit und Mut muss einfach belohnt werden. Wir spendieren ihm deshalb eine Übernachgung mit Frühstück in Form von Barem. Mit Tränen in den Augen nimmt er das Geschenk gerne an.
So jetzt nochmal auf die Zähne beißen und durch. Doch Roswitha lässt sich nichts vormachen. Und wir überlegen uns schon Plan B. Aber soweit möchte ich es noch nicht kommen lassen.

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Für die Übernachtung hatten wir uns  die einzige Gîte am Ort ausgesucht . Doch da haben wir mal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Gîte hat seit 15. Oktober geschlossen. Im Office de Tourisme bekommen wir neben zwei noch freien Chambre d’Hôtes noch zwei Hotels angeboten.

Wir entscheiden uns für das bessere der beiden Hotels. Und jetzt nach eimen heißen Bad sieht die Welt ganz anders aus. Mein Knie ist schmerzfrei. Und sollte es morgen früh auch noch so sein, starten wir nach Aire-sur-l’Adour.

Strecke 22,8 km

Tag 59 (6) Nogaro – Aire-sûr-l’Adour

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort – aber dazu später mehr
Bei unserer gestrigen Quartierwahl unterlief uns ein kleiner Fehler. Das Hotel liegt in der falschen Richtung. So müssen wir heute früh erst mal einen Kilometer bis zur Ortsmitte gehen und dann weiter in Richtung unseres heutigen Tagesziels. Am ersten Anstieg sehen wir vor uns einen einzelnen Pilger. Dieser Silhouette sind  wir bisher noch nicht begegnet. Er biegt rechts ab und folgt den Wegzeichen. Heute sind wir vorbereitet und wir gehen geradeaus weiter auf einem asphaltierten Ortsverbindungsweg. So können wir den anfangs zusätzlichen Weg wieder gutmachen. Nach rund einer halben Stunde Gehzeit treffen sich die beiden Wege wieder. Vom Pilger weit und breit aber nichts zu sehen. Über Asphalt-, Kies- und Erdwege, die heute gut abgetrocknet sind geht es schon dem Mittagsrastplatz zu. Der Hunger ist groß, über die Hälfte unserer heutigen Wegstrecke liegt hinter uns. Und jetzt kommts: Ich pack das Vesper aus, unter anderem auch die zwei „hart gekochten“ Eier, die wir heute früh vom Frühstücksbuffet stibitzten. Aufschlagen, platsch, roh! Ha, ha!
Nach der Stärkung genießen wir noch die wenigen wärmenden Sonnenstrahlen während eines Schlummerpäuschens auf der Parkbank.

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Nach rund einer Stunde geht es weiter auf Asphaltstraßen in  Richtung Aire sûr l’Adur. Die letzten 6 Kilometer entlang einer Bahntrasse auf Feld- und Wiesenwegen dem Ziel entgegen. Und jetzt ist er wieder da, der Schmerz in meinem rechten Knie. Die unebenen Trampelpfade in Verbindung mit schweren Lasten (Eigengewicht+Rucksack) sind sehr mühsam, zumindest für mich.
Und nun treffen wir ihn doch noch, unseren Pilger von heute früh. Es ist Robert, ein Bayer aus Reit im Winkel. Wir kommen schnell ins Gespräch und gehen die letzten Kilometer gemeinsam. Auf Quartiersuche gehen wir aber dennoch getrennt. Er versucht es in einem Hotel, wir im Office de Tourisme. Erfolgreich sind wir allesamt nicht. Miteinander gehen wir zurück zum Ortseingang in ein kleines aber feines Hotel, an welchem wir bereits vorbei marschierten. Preis ok, Zimmer schön groß und sauber. Soweit alles gut – bis auf mein Knie.
Noch vor dem Abendessen entschließe ich mich, den Weg nach Escravilheira hier und heute zu unterbrechen. Roswitha ist ebenfalls (wenn auch mit einem weinenden Auge) dafür. Gesundheit geht vor! Und nächstes Jahr geht es weiter, ganz bestimmt!
Strecke 28,7 km