Tag 101 (20) Redondela – Tui

Portugal ist nah, wir kommen. So oder so ähnlich klingelt es heute früh in unseren Ohren. Bewusst reservierten wir gestern noch kein Quartier. Normalerweise wäre die Etappe ins rund 20 km entfernte O Poriño gegangen. Das erschien uns auf der einen Seite zu kurz, aber auf der anderen Seite sind da noch die Fußprobleme meiner lieben Frau.

Gleich nach Redondela die erste und laut Streckenprofil auf meinem Garmin auch die einzige große Steigung bis Tui spanisch/portugiesischen Grenze. Dafür geht es ganz ordentlich hoch. Auf wenigen Kilometern sind rund 200 Höhenmeter zu bewältigen. Auf kaum befahrenen Asphaltstraßen erklimmen wir diese Höhe. Der Untergrund kommt Roswitha entgegen, denn heute wählt sie von Beginn an die Sandalen. Aber Frühstück muss jetzt auch sein. Wir sind heut früh schon um kurz nach sieben gestartet, da hatten die Cafes in Redondela noch alle geschlossen. Aber hier in Mos finden wir leicht abseits des Weges eine Bar. Zum Kaffe gibt es ein Bocadillo mit Käse. Das Brot ist ganz frisch und fast noch warm. Schmeckt super.

Der Abstieg, auch wieder fast 200 m, erstreckt sich auf eine größere Strecke und ist deswegen nicht besonders steil. Auch das kommt Roswithas Blessuren entgegen. Die Reststrecke nach O Poriño führt über parallel zur Hauptstraße verlaufenden Nebenwegen. Es ist noch nicht einmal Mittag und wir sehen schon von weitem eine Werbetafel von Lidl. Tatsächlich, wir sind schon in O Poriño. Im Lidl kaufen wir noch Käse, Schinken und Äpfel. Das Brot gab es schon heute Früh bei einem Bäcker am Ortsausgang von Redondela.

Mitten im Ort finden wir eine freie Bank im Schatten einer kleinen Kirche. Hier machen wir eine ausgedehnte Rast und fassen den Entschluss jetzt auch noch die restlichen 12 km nach Tui zu gehen. Über Booking.com reservieren wir das letzte freie Zimmer in einem **Hotel mitten in Tui, kaum 100 m entfernt von der Kathedrale.

Eigentlich hätten wir noch zwei Stunden auf der Granitbank verbringen können. Aber unser Ziel ist jetzt festgelegt und los geht es entlang der Haupstraße Richtung Tui. Neben uns hält ein Autofahrer an und meint, wir würden in die falsche Richtung gehen. Wir klären ihn über unser Ziel Porto auf. Dann kommt von ihm der Ratschlag in der prallen Sonne nicht den Weg durch die Industriegebiete zu nehmen sondern nach der etwa 300 m südwärts gelegenen Tankstelle nach rechts über die Brücke zu gehen. Von dort gäbe es eine neue, wesentlich angenehmere, aber etwas längere Strecke. Wir befolgen seinen Rat, doch jetzt ist die Streckenführung mit dem Garmin nicht mehr möglich.

Und tatsächlich viele weitere Pilger kommen uns auf dieser Strecke entgegen. Die sind jetzt unser Wegweiser, denn die Deutung der Wegzeichen Richtung Santiago ist für uns „falsch Gehende“ nicht immer ganz einfach. Aber auch mehrere Pilger, die uns auf dieser neuen Strecke begegnen, werden vom Anblick entgegenkommender Pilgern verunsichert, und fragen, ob wir oder sie selbst falsch gehen. So gibt es doch immer wieder kurze interessante Gespräche.

Die Strecke selbst ist sehr schön. Anfänglich auf Asphaltwegen und dann immer mehr auf schmalen Waldwegen. Am Ende des Waldes führt der Weg ein paar hundert Meter auf einem breiten, für Wanderer angelegten Seitenstreifen entlang einer Hauptverkehrsstraße. Sehr angenehm sind die letzten zwei Kilometer auf Nebenwegen und Pfaden fast ans Hotel in der Altstadt von Tui.

Eigentlich wollen wir noch auf dem Vorplatz der Kathedrale etwas Essen gehen. Aber die dort herrschende Hektik und die lauten Gespräche halten uns davon ab. Wir besorgen uns etwas zum Trinken und zum Essen und genießen auf einer Terasse des Hotels (ohne Restaurant) einen gemütlichen und stillen Tagesausklang.

Strecke 28,7 km

Ein Gedanke zu „Tag 101 (20) Redondela – Tui“

  1. Das Ziel langsam aber sicher vor Augen. PT!! Ihr sieht auf den Fotos zufrieden aus, meine eher glücklich. Also für den Rest eures Weges alles Gute Sprichwort: Das beste kommt am Schluss.
    Grüsse Luzia und Peter.

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