Seit kurz nach 8 Uhr sind wir wieder unterwegs. Nach ein paar hundert Metern durchs Dorf geht die Strecke genauso weiter, wie sie gestern endete, „pfeilgerade“ auf der ehemaligen Bahnstrecke Richtung Cluny. Gegen 11 Uhr machen wir Rast vor einem ehemaligen Bahnhof. Gerade als wir wieder aufbrechen, kommt Patricia, unsere Mitbewohnerin aus der vergangenen Nacht des Weges. Nachdem sie an diesem Platz von Freunden erwartet wird, bleibt uns nur ein kurzes „Auf Wiedersehen“ und die Aussicht uns in Cluny nochmals zu sehen.
Weiter geht es jetzt weg von der „Voie vert“, wie unser Radweg offiziell heißt, steil einen Wiesenweg bergauf. Noch 2 -3 km und wir erreichen Taizé, bekannt u.a. durch den 2005 ermordeten Gründer Frère Roger. Wir erreichen den Ort gegen 12 Uhr kurz vor dem Mittagsgebet. Auf dem Gelände befinden sich sicherlich mehr als 1000 vorwiegend junge Leute aus den unterschiedlichsten Ländern. Alle strömen sie mit dem Geläut der Glocken, die sich auf einem Holzgestell mitten im Hof befinden, in die aus Holz gebaute fast nicht als solche erkennbare Kirche. Nach Gebeten und Gesang in verschiedenen Sprachen eilen die Menschen nach einer halben Stunde zum Essen fassen. In der Regel wohnen die Jugendlichen für geringes Geld in den bereitgestellten Zelten und Holzhäuser oder in ihren eigenen Zelten. So erklärt es uns ein junger Mann aus Rosenheim.
Wir machen uns jetzt auch wieder auf, besser gesagt hinunter ins Tal, zurück auf unsere „Rennstrecke“. Während einer kurzen Trinkpause überholt uns ein Belgier, der in Gent gestartet ist und den Weg nach Santiago an einem Stück machen will. Er erzählt uns noch, dass er dies schon zum dritten Mal macht. Kaum gesagt, macht er sich gleich wieder schnellen Schrittes davon. Noch rund 10 km und wir erreichen unser heutiges Quartier, ein einfaches Hotel am Ortseingang von Cluny.
Jetzt noch Duschen und Wäsche waschen. Der Wirt ist so freundlich und steckt sie für uns noch in den Trockner. Das ist gut so, denn kaum verlassen wir unsere Bleibe Richtung Altstadt, fängt es auch schon an zu regnen. Mal sehen, wie’s morgen wird. Ach übrigens, Patricia haben wir nicht mehr getroffen.
Strecke 24,6 km