Ohne große Überlegung geht es auf den Rest unseres Abenteuers, von Fátima bis Escravilheira,. Nachdem dieser Weg nicht markiert ist, musste ich schon noch ein bisschen vorplanen. Dazu gibt es GPSies, ein Onlinetool zur Planung von Wanderstrecken und Radtouren. Mit ein paar Klicks auf die Hauptorte der Wegstrecke lässt sich relativ schnell ein GPX-Track erstellen. Von den beiden erstellten Varianten wählten wir die Route über Alcobaça und Caldas da Reinha. Die Rio Mayor-Strecke ist 10 km länger und weist wesentlich mehr Auf- und Abstiege auf.
Gestern fuhren wir wieder mit dem Womo nach Fátima. Nach einer ruhigen Nacht geht es heute früh durch das Santuario Richtung Westen.
Nach zwei Kilometer in São Mamede gibt’s einen Kaffee bevor es 15 Kilometer hinab ins Tal nach Porto de Mós geht. Wunderschöne Ausblicke bei wunderschönem Wanderwetter erwarten uns auf dieser Teilstrecke. Wo in Porto der Mós der Hafen sein soll erschließt sich uns nicht. Es gibt hier einen kleinen Bach mit einer super angelegten Parkanlage und eine markante Burg.
Bergabgehen geht ganz schön in die Beine und wir spielen mit dem Gedanken, es für den ersten Tag gut sein zu lassen. Auf einer Parkbank verspeisen wir unsere mitgebrachten Vesperbrote. Diese Stärkung erweckt neue Kräfte in uns. Mit frischer Energie gehen weiter auf den asphaltierten Nebenstraßen.
Nachdem wir die IC 2, die Hauptverbindung zwischen Lissabon und Porto zu der Zeit, als es noch keine Autobahn gab, überqueren, geht es erst mal auf landwirtschaftlichen Wegen weiter. Hier ist sogar der Weg in Richtung Nazaré markiert.
Doch mal geht es hoch mal runter, mal einen großen Bogen nach links und dann wieder nach rechts. Unser Stundenschnitt fällt ganz schön in den Keller und wir sind fast froh, als wir wieder auf die Straße kommen und ein paar Kilometer mit dem Autoverkehr mitfließen.
Vor der IC9, die nach Nazaré führt, biegen wir rechts ab auf eine kleine Nebenstraße. Sie führt uns entlang der Autobahn und nach ein paar Kilometer unter ihr hindurch. Noch drei Kilometer Schotterweg und wir erreichen das Monesteiro von Alcobaça.
Jetzt halten wir Ausschau nach einem Taxi, welches uns wieder zurück nach Fátima bringen soll. Die Auswahl ist überschaubar. Gerade mal ein Solches steht am Stand. Ein älterer Herr ist sein Chauffeur. Wir laden ihn zu einem Kaffee ein und hoffen auf ein besseres Verhandlungsergebnis. Doch unter 40 Euro bringen wir ihn trotz dieser Bestechung nicht. Also fahren wir los im 200er Mercedes Diesel älteren Baujahres. Der jedenfalls schnellste und wahrscheinlich auch der kürzeste Weg führt auf den in den letzten Jahren neu gebauten Schnellstaßen von Alcobaça nach Fátima.
Unser Taxista versucht mit stoischer Ruhe diese Straßen zu umfahren. Durch die Ortschaften braust er mit 80. Die Ampeln, die Schnellfahrer ausbremsen und bei Annäherung mit über 50 km/h auf rot umschalten kennt er alle. Jedenfalls stehen alle, die wir passieren auf grün.
Mittlerweile wird es dunkel und seine Fahrweise wird immer unsicherer. Er fährt rechts ran und kramt nach der Brille und setzt sie auf. Die Sicht wird anscheinend nicht besser. Zuerst wischt er mit den Fingern über die Brille und dann über die Frontscheibe. Er startet wieder und fährt an der Ausfahrt zur Schnellstaße nach Fátima vorbei Richtung Batalha. Er meint das sei kürzer und schneller. Doch auch die Straße von Batalha nach Fátima wurde im Zuge des Neubaus der Schnellstaße umgebaut. Auf halbem Weg werden wir doch noch auf die vom Taxista ungeliebte Schnellstaße geführt. Und jetzt kommt das Höchste. Mit gerade mal 40-50 km/h fährt er auf dieser Straße. Autos brausen an uns mit 120 vorbei. Auf den 2-spurigen Bereichen wird die Mittellinie durch reflektierenden und „singenden“ Metallmarkierungen unterstützt. Manchmal fährt er mit seinen 40-50 km/h auf diesen, manchmal sogar über diese hinweg. Dass bereits 10 Autos hinter ihm herkriechen stört ihn nicht oder er merkt es gar nicht. Gott sei Dank kommt jetzt die Ausfahrt nach Fátima. Erst als die Lampen entlang der Straße die Fahrbahn beleuchten, fühlt er sich wieder wohl. Trotz der hier erlaubten 50 rast er wieder mit 80 durch die Ortschaft.
Ich lotse ihn noch bis zum Parkplatz beim Santuario, bezahle die 40 Euro und wir beide sind heilfroh unbeschadet wieder aus dem Taxi aussteigen zu können. Auf jeden Fall habe zumindest ich die letzte Stunde mehr geschwitzt als auf unserem heutigen Gewaltmarsch. Roswitha geht es nicht viel anders. Wir wünschen dem alten Herrn noch einen guten Nachhauseweg, sind uns aber nicht sicher, ob er dies auch wirklich schafft.
Strecke 37,1km!