Tag 18 (5) Villersexel -Filain

Eine wirklich gute Nacht! Das Aufstehen fällt uns heute nicht schwer. Ist schon interessant, wie schnell unser Körper regeniert. Nun geht’s erst mal auf die Suche nach einem Cafe. Ohne Frühstück los laufen ist nicht so das Wahre. Das heißt für uns, zwei Kilometer den Berg hoch und diesen dann wieder runter, damit wir auf dem richtigen Weg sind. GaragentorNach ca. 5 km bemerken wir, daß unser schlaues Büchlein, welches uns den Weg weist, fehlt. Zurücklaufen? NEIN! Bitte nicht! Wir entscheiden uns für das Weitergehen. Nach ca. einem Kilometer treffen wir auf einen Künstler, er lädt uns ein seine Bilder zu besichtigen. Je suis hereux que mon marie parle français! Monsieur Mathieu erklärt sich bereit für uns das Buch zu holen. Mit dem Auto. Einfach so! Im Gespräch mit seiner Frau und ihm stellt sich heraus, daß beide Portugal-Liebhaber sind und daß sie den Künstler Robert Schad kennen. Robert Schad ist gebürtiger Ravensburger, lebt in der Gegend ca. 20 km entfernt von unserem heutigen Aufenthalt. Ach ja, er hat das große eiserne Kreuz in Fatima geschaffen. Zufall? Madame et Monsieur Mathieu bieten in ihrem Haus auch Unterkunft für Pilger an. Der Weg heute ist ein sanftes auf und ab. Übernachtung in einem Chambre d’hôtes. Alles ist gut.

Strecke 26,6 km

Tag 27 (14) Cluny – Tramayes (Germolles-sur-Grosnes)

Zugegeben, bei Regen losgehen macht nicht wirklich Spaß. Seit dem frühen Morgen regnet es unaufhörlich. Das Frühstück nehmen wir nun doch im Hotel ein. Und da alles im Leben seinen Sinn hat, treffen wir im Frühstücksraum auf Nikolas. Er kommt aus Luxemburg und verbringt ein paar Ferientage in Cluny. Er erzählt uns, daß er den Jakobsweg – immer mit Ziel Santiago de Compostella – schon dreimal gegangen ist und daß die vierte Pilgerreise für den Juni diesen Jahres geplant ist. Die vier französischen Wege hätte er dann „abgearbeitet“. Nikolas wird im Dezember 70! Ein paar Tipps und ein herzliches „Buen Camino“ gibt er uns mit auf den Weg.
Wir wissen, daß die heutige Etappe hart wird, 15 km nur bergauf, 5 km wieder bergab. Von 240 m auf 600 und das bei Dauerregen. Gegen 15 Uhr erreichen wir ziemlich durchnässt Tramayes, bis zu unserem Gîte in Germolles-sur-Grosnes sind es noch ganze 5 Kilometer! 1. Mai, alle Geschäfte geschlossen – wir finden eine Kneipe in der gibt’s außer Alkohol auch heißen Kaffee. Da reift der Entschluß unsere Gastgeber anzurufen und sie zu bitten uns abzuholen. Gesagt, getan! Nun sitzen wir in unserer kleinen, gemütlichen und warmen Gîte und freuen uns auf das Abendessen mit unseren Gastgebern.
Strecke 20,4 (bis Tramayes)

Tag 31 (18) Saint-Romain-de-la-Motte – Saint-Jean-Saint-Maurice

Als wir um 7 Uhr aufstehen ist Yvette bereits unterwegs zur Arbeit. Michel bereitet uns ein typisch französisches Frühstück. Wir fragen ihn nach der Rechnung. Die Antwort ist „Rien de tout“ – gar  nichts. Wir schauen ihn ungläubig an. Er darauf “ C’est le chemin“ – das ist der Jakobsweg.

In der Hoffnung auf ein Wiedersehen – wo auch immer – verabschieden wir uns mit einem alten Pilgergruß.

Ultreia, Ultreia, et Suseia, Deus, adjuva nos! Vorwärts, immer weiter und aufwärts, Gott helfe uns!

Es ist kurz nach 9 Uhr als wir nach einem kleinen Einkauf starten. Irgendwie kommen wir nicht in die „Gänge“. Der gestrige Tag ist immer noch spürbar und das Wetter macht uns zu schaffen. Es ist sehr schwül und schon nach ca. 3 km gibt’s die erste Pause. Zweimal verlaufen wir uns (wir denken an Patricia – sie hat sich mehrmals “ verloren“) bis wir nach einem heftigen Aufstieg Sant-Haone-Le Chatel  erreichen. Ein bezaubernder Ort mit einem herrlichen Ausblick. Wir wollen bleiben, doch wir müssen weiter – das Gîte für heute Nacht ist reserviert und den Schlüssel dafür bekommen wir nur bis 17 Uhr. 20 km liegen noch vor uns.

Ultreia ……

Wir treffen auf Christian vor seinem Haus, viele Kilometer weiter. Er lädt uns zu einem Kaffee ein. Er ist Pilger, war beim Militär in Deutschland, ist für verschiedene HilfsOrganisationen tätig. Und: Er hat ein Stück von der Berliner Mauer, welches er uns stolz präsentiert.

SaintJeanNoch 7 km nach Saint Jean-Saint Maurice. Kurz vor 5 erreichen wir unser heutiges Etappenziel und sind glücklich über die gemütliche und sehr saubere Unterkunft. Und wieder mal genießen wir Privatsphäre …….  Ein lieber Gruß geht an Filipa

Strecke: 27,4 km

 

Tag 43 (30) Naspinals – Saint-Côme d’Olt

Endlich ist es Morgen! Die Nacht in diesem sehr ungepflegten Hotelzimmer ist vorbei. Alleine schon der Gedanke an Läuse, Flöhe und Wanzen löst Juckreiz am ganzen Körper aus. Aber: Es kann nichts so schlecht sein, daß nicht auch etwas Gutes dabei herauskommt. Wir sind um kurz nach sieben auf dem Weg. Noch schnell beim Bäcker vorbei und wir starten – ganz alleine – in einen wunderschönen Tag. 20150517_104249Die heutige Etappe ist landschaftlich eine der Schönsten. Die Aubrac-Hochfläche mit dem rauhen Klima, den riesigen Flächen auf denen die Aubrac-Rinder weiden , den Wildblumenwiesen und den vielen naturbelassenen Steinmauern lässt uns alles Negative vom vergangenen Tag vergessen.

Von nun an geht’s überwiegend bergab, von 1374 m auf 385 m. Heute werden nicht die Fußsohlen heiß, sondern die Knie. 20150517_201408Sehr eindrucksvoll erleben wir zwei Jahreszeiten. In der Höhe grad  mal eben Frühling mit blühenden Narzissen  und im Tal Sommer mit fast reifen Kirschen und voll erblühten Rosen.

Den Ort Saint-Côme-d’Olt erreichen wir gegen 6 Uhr abends. Hier befindet sich das Ursulininnen-Kloster, in dem wir übernachten werden. Nach einem herzlichen Empfang gibt’s noch ein leckeres Abendessen mit einem ebenso leckeren Wein und nun fallen wir beide in ein frisch bezogenes Bett in einem sauberen Zimmer. Ach ja, bevor ich es vergesse : Heute wäscht wieder mal die Waschmaschine, deswegen habe ich Zeit zum Bloggen! ☺

Strecke 33,2 km

Tag 53 (40) Lauzerte – Moissac

Frühstück morgens um 7 Uhr mit 14 französischen Pilgern. Es gibt Brot, Butter, Marmelade, Kaffee, Orangensaft und Yoghurt. 7.45 Uhr sind wir bereit für  die letzte Etappe. Corinne, die „Herbergsmutter“ meint, der heutige Weg wäre plain – also eben. 20150527_083605Also erst mal von hoch droben nach unten und wieder rauf und wieder runter. Immer und immer wieder. Wir schwitzen und stöhnen – die Außentemperatur steigt. Eine kurze Pause in einer schattigen Gartenwirtschaft und es geht weiter. Wieder freuen wir uns vergeblich auf einen Platz zum Ausruhen. Mit Tisch und Bank. Die Wiesen sind größtenteils mit Stacheldraht eingezäunt und an den Wegrand können wir uns wegen der Ameisen nicht setzen. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir Moissac. Das Kloster in dem wir übernachten wollen, ist ausgebucht. Wir finden ein Hotel direkt am Tarn in dem wir übernachten werden. Im Städtchen lernen wir Thomas kennen, er ist Tscheche und seit Le Puy unterwegs. Thomas übernachtet hauptsächlich im Freien. Ohne Zelt! Wir laden ihn zu einem Bier ein, die Einladung zum Essen lehnt er dankend ab.  Und wir jammern, weil es bergauf und bergab geht ….20150526_113819

Wir haben unser diesjähriges Ziel erreicht. Mehr als 1000 km liegen hinter uns. Glücklich und zufrieden genießen wir zum Abschluß ein leckeres Menü. Ein Highlight seht uns noch bevor: Der Nachtzug nach Lissabon. Doch dazu demnächst mehr.

 Strecke 28,0 km

An dieser Stelle möchte ich meinem Mann danken, der mit mir durch alle Höhen und Tiefen gegangen ist – nicht nur in diesen sechs Wochen.20150524_131653

Alles hat ein Ende – wenn auch nur vorläufig

Studio_20150608_122241Moissac ist neben Conques die bedeutendste Station der Via Podiensis. Ob die Pilger nun hier übernachten oder weiterziehen, alles trifft sich erst mal vor der Benediktinerabtei Saint-Pierre de Moissac. Hier gibt es den Stempel für den Pilgerausweis. Die vielen Straßencafes laden ein zu einer Pause und zum Austausch mit anderen Weggefährten. Irgendwie bedauern wir den Ausstieg in Moissac aber der bzw. die Züge sind gebucht und so soll es dann auch sein.

Der erste Zug, der uns nach Montabaun bringt, fährt um 12.50 Uhr ab. Dort wechseln wir in den TGV. Dieser fährt über Moissac – allerdings ohne Halt – nach Bordeaux. Von Bordeaux aus geht’s weiter nach Irun und dort wartet dann auch schon der Nachtzug nach Lissabon. Kurze Ausweiskontrolle durch die spanische Polizei und voller Zuversicht und Freude steigen wir ein in den Zug der uns nach Lissabon bringt. Nun ja, Werbung für den aus Literatur und Fernsehen bekannten Zug können wir leider nicht machen. 20150528_190328Wir suchen erst mal den Speisewagen auf und lassen uns ein wirklich gutes portugiesisches Menü schmecken. Die Nacht war schrecklich, an Schlaf war nicht zu denken. Die Schlafwagen-Abteile waren alle ausgebucht, trotz rechtzeitiger Buchung. Also blieben nur noch zwei Plätze im Wagen 9 – Turista Classe.

Wir haben’s überlebt, kommen morgens um halb acht bei strahlendem Sonnenschein in Lissabon an. Die Weiterfahrt mit Metro und Bus nach Torres Vedras klappt gut, dort warten Christel und Walti mit Blumen auf uns und bringen uns bis zu unserer Haustür nach Escravilheira. Herzlichen Dank, Ihr Lieben.

Dankeschön an alle Leserinnen und Leser unseres Blogs für das Mitfiebern, das Aufmuntern, das Daumendrücken, das Teilhaben ……. Ohne Euch hätten wir es nicht geschafft. Fortsetzung folgt!20150528_122532

Tag 76  (17) Belorado – Agés

Bei weiterhin wunderschönem Wetter verlassen wir gegen halb neun Belorado. Es war kalt in der Nacht, manchmal sehen wir noch den Frost am Wegesrand. Unser Weg führt uns stetig bergan, den Rucksack spüren wir kaum noch – obwohl er heute durch 3 Liter Wasser sogar etwas schwerer ist als sonst. Jetzt fehlt nur noch das „auf Wolken“ gehen. Dann wäre alles perfekt. Aber wollen wir das??

Villafranca

Wir freuen uns wieder sehr über die Begleitung von Liz und Moritz. Die Beiden sorgen immer wieder für Erheiterung und was ich besonders toll finde: Ich kann mein Englisch verbessern. Die Kommunikation verläuft hauptsächlich in englischer Sprache.

Nach dem doch harten Anstieg auf 1100 Meter finden wir eine Möglichkeit Mittagspause zu machen. Dieser „break“ mit anschließendem „shortnap“ ist uns allen Vieren heilig. Gegen 3 Uhr erreichen wir unser geplantes Ziel. Leider gibt’s in Ortega nur eine Herberge mit großem Schlafsaal. Liz und Moritz bleiben – wir ziehen weiter in das 3,7 km entfernte Dörfchen Ages. Hier finden wir eine Kammer für uns Zwei. Beim Abendessen lernen wir ein „just married “ Paar aus Australien kennen. Ihren „Honeymoon“ verbringen sie auf dem Camino!
Camino – ein Weg – 1000 Geschichten.

Strecke: 26,8 km

Tag 79 (20) Hornillos – Castrojeriz

Jakobsweg – Lebensweg? Ein sehr großes Ereignis auf unserem Lebensweg fand heute vor 42 Jahren statt. Unsere Tochter Andrea wurde geboren! Von unserem Jakobsweg aus nochmals alles Liebe und Gute für unsere „Große“.

Gestern, in Hornillos kamen wir in einer sehr schönen Herberge unter. Ingrid kochte für uns leckere Spaghetti. Die Unterhaltung verlief – wie meistens – in englischer Sprache. Irgendwann, im Laufe des Gespräches stellte sich heraus dass Ingrid eine gebürtige Steirerin ist. Schön, dich kennengelernt zu haben, liebe Ingrid!

Zu Viert starten wir gegen 8 Uhr. Die Sonne scheint, kalt ist es. Heute liegt eine wenig besiedelte Gegend vor uns. Landschaftlich wunderschön – ich kann es nicht nachvollziehen, warum einige Pilger diese Strecke meiden, mit dem Bus nach Leon fahren und von dort aus wieder in den Camino einsteigen.

Moritz bringt Liz die deutsche Sprache bei! Der Mann – ein Mann, die Frau  – eine Frau, der Berg – ein Berg. How can I see that the Mountain is a boy? Frage von Liz. 😊

An dieser Stelle senden wir herzliche Grüße an die Eltern von Moritz. Sie haben einen tollen Sohn!

Sehr früh erreichen wir unser heutiges Ziel. Es ist gut so, denn unsere Regeneration nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Würden wir nicht am Mittwoch unsere Wander-😏 bzw. Pilgerreise für dieses Jahr beenden wäre ein Ruhetag angesagt.

Strecke: 20,8 km

 

Tag 96 (15) Arzùa – Vilamaior

Gestern lernten wir Isabel kennen. Sie ist unterwegs mit einer Gruppe Portugiesen. Erkennbar an der portugiesischen Flagge, am Rucksack befestigt. Isabel spricht perfekt Deutsch, sie verkauft in Porto und Lissabon Hymer Wohnmobile. Zufall? Auf jeden Fall tauschten wir Telefonnummern aus.

Los geht’s heute in der Früh kurz nach acht Uhr. Kaffee lehnen wir dankend ab. Er sieht aus, als wäre er schon ein paar Mal aufgewärmt worden. Die Übernachtung war ok. Na ja, bei der Sauberkeit muss man meistens beide Augen zudrücken.

Ungefähr zwanzig Kilometer gehen wir mit sehr vielen Pilgern gemeinsam. Die Vegetation wir schon mediteraner. Santiago ist nicht mehr weit.

Jetzt erreichen wir Pedruzo. Ein Großteil der Leute, mit denen wir heute bis hierher gegangen sind, übernachten hier. Wir selbst machen eine kurze Pause in einem Cafe, wollen aber weiter, so nah wie möglich an Santiago ran. Hier merken wir, wie uns ein Paar – nicht Spanisch aussehend – beobachtet. Irgendwie unangenehm. Das kommt uns doch etwas „spanisch“ vor!!! Also bezahlen und los auf den Camino. Es geht viele, viele Kilometer durch Eukalyptuswälder und: wir sind auf einmal ganz allein. Kein anderer Pilger weit und breit. Ein komische Gefühl begleitet uns, mich mehr, Wolfgang weniger. Der Schritt wird schneller, obwohl es manchmal ganz schön bergauf geht. Wir wären beruhigter, wenn wir, wie die Tage zuvor im „Tross“ unterwegs sein könnten. So schnell ändert mann/frau die Meinung – Frau mehr, Mann weniger.

Gegen 17 Uhr erreichen wir Vilamaior. Santiago liegt in greifbarer Nähe. Wir wollen morgen zeitig los, damit wir mit dem – hoffentlich – Sonnenaufgang Santiago de Compostela erreichen. Dann liegen um die 400 km hinter uns, die wir in 16 Tagen bewältigt haben.

Strecke 29,8 km