Tag 58 (5) Eauze – Nogaro

Nach der gestrigen Strapaze wagte ich nicht zu hoffen, die heutige,  knapp über 20 km lange Strecke in Angriff zu nehmen. Doch jetzt sitze ich hier auf dem Bett in einem Hotel in Nogaro und freue mich, dass ich es geschafft habe.
Um neun macht das Office de tourisme auf. Wir müssen dort noch für unsere Übernachtung bezahlen. Mit 22 Euro war es wieder eimal ein günstigeres Quartier. Frühstück wird keines angeboten. Bleibt uns schon die diesbezügliche fast peinliche Absage an die Herbergswirtin oder -wirt erspart. Beim Bäcker holen wir Croissants und marschieren damit ins Café. Das ist in Frankreich so üblich, denn normalerweise sind die Cafés zugleich auch Bar und verkaufen nur Getränke. Wir lassen uns Zeit und bevor wir um halb zehn starten, besorgen wir uns in der Apotheke noch eine elastische Kniemanschette. Ich zieh das Ding gleich über und los geht es.

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Der Weg ist ziemlich abwechslungsreich. Mal Straße, mal Feldweg und machmal geht es auch auf Graswegen durch die Weinreben hier in der Armagnacregion. Die Schmerzen im Knie sind da, werden aber nicht schlimmer. Nur bergab wirds heftig. Da denk ich manchmal ans aufhören, sage es aber nicht laut.
Die erste Pilgerin die uns überholt,  trägt ein großes „A“ auf ihrem Rucksack. Wir vermuten Österreich und sprechen sie an. Tatsächlich, sie heißt Gitti und stammt aus Graz und macht die Tour zwischen Steiermark und Santiago auf eine ganz besondere Weise. Sie startet morgens ihre geplante Etappe und ihr Mann fährt mit dem Wohnmobil zum Ziel und geht seiner Frau entgegen bis sie sich treffen. Den Weg zum Wohnmobil gehen sie dann gemeinsam.
In der Mittagspause stoßen wir auf Irek, einen jungen Polen, der im Juli in der Nähe von Danzig gestartet und mit Zelt und Schlafsack über Tschechien, Deutschland, Österreich, Schweiz bis hierher nach Südfrankreich unterwegs ist. Auch sein Ziel ist Santiago, welches er bis Mitte November erreicht haben möchte. Übernachten unter einem festen Dach kann er sich einfach nicht leisten. Trotzdem bietet er uns gleich von seinen Schokokeksen an, die er heute früh mit sonstigen Lebensmitteln im Leclerc erstanden hatte. Soviel Freundlichkeit und Mut muss einfach belohnt werden. Wir spendieren ihm deshalb eine Übernachgung mit Frühstück in Form von Barem. Mit Tränen in den Augen nimmt er das Geschenk gerne an.
So jetzt nochmal auf die Zähne beißen und durch. Doch Roswitha lässt sich nichts vormachen. Und wir überlegen uns schon Plan B. Aber soweit möchte ich es noch nicht kommen lassen.

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Für die Übernachtung hatten wir uns  die einzige Gîte am Ort ausgesucht . Doch da haben wir mal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Gîte hat seit 15. Oktober geschlossen. Im Office de Tourisme bekommen wir neben zwei noch freien Chambre d’Hôtes noch zwei Hotels angeboten.

Wir entscheiden uns für das bessere der beiden Hotels. Und jetzt nach eimen heißen Bad sieht die Welt ganz anders aus. Mein Knie ist schmerzfrei. Und sollte es morgen früh auch noch so sein, starten wir nach Aire-sur-l’Adour.

Strecke 22,8 km

3 Gedanken zu „Tag 58 (5) Eauze – Nogaro“

  1. Wie sehr ist man doch auf alle Körperteile angewiesen, wenn eines vorübergehend streikt ist es doppelten anstrengend! !!!!!!!!.Gute Besserung von uns es grüßt euch Luzia + Peter

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