Tag 41 (28) Saint Albain sur Limagoges – Aumont-Aubrac

Das Wetter macht heute eine Pause. Es ist regnerisch und kalt. Da bleiben wir noch ein bißchen in unserem Turmzimmer. Doch um 9 gehen wir dann doch los, ohne Frühstück. Der Preis von 18€ pro Person ist nämlich ganz schön dicke.

Zum ersten Mal gehen wir heute in unseren Allwetterjacken. Die Temperatur bleibt unter 10°C und immer wieder gibt es einen Regenschauer. Die vorhergesagten Gewitter bleiben zum Glück aus. 20150515_125429Der wunderschönen Landschaft des Aurac  tut dies aber keinen Abbruch. Herrliche Blumenwiesen mit bühenden wilden Narzissen werden vom goldgelben Ginstersträuchern aufgelockert und immer wieder durchqueren wir kleine Kiefernwälder. Und dennoch hat der Weg für uns an Charakter verloren. Sind es die vielen Pilger und Wanderer oder ist es der tägliche Run auf die überteuerten Quartiere? Wir finden, dass es vor Le Puy angenehmer war. Aber vielleicht liegt es nur am verlängerten Wochenende und ab Montag wird alles wieder weniger hektisch. Wir hoffen es jedenfalls.

Bereits um halb vier beziehen wir unser Zimmer in einem Hotel vor Ort. Die Suche nach diesem Quartier war weniger dramatisch, als uns noch gestern und heute auf der Strecke suggeriert wurde.

Strecke 16,3 km

Tag 42 (29) Aumont-Aubrac – Nasbinals

Der Wecker klingelt um 6.15 Uhr. Entgegen der Prognose regnet es und das Termometer zeigt 0°C. Da hilft nichts, da müssen wir durch. Beim Frühstück lassen wir uns Zeit und der Regen hört tatsächlich auf.

Also nichts wie rauf auf die Pilgerautobahn. Es ist kalt, neblig und es bläst ein unangenehmer Wind. Wanderer vor uns, Wanderer hinter uns. Wir kommen flott voran und überholen mehrere Pilgergruppen, die gemächlich mit leichtem Tagesrucksack organisiert kürzere Etappen gehen.IMG_20150516_123939

Schade, dass es heute so trübe ist. Die Weite der Aubrac-Hochfläche lässt sich für uns nur erahnen. Trotzdem sehen wir die Blumenwiesen mit gelben und weißen Narzissen. Dazwischen das Blau der Veilchen. Braune Kuhherden, Bäche und immer wieder alte Dörfer mit aus Steinblöcken gebauten Häusern. Wie mag dies erst bei schönem Wetter wirken.

IMG_20150516_131331Unsere Pausen fallen heute wegen des nasskalten Wetters aus. Ein paar Bissen im Gehen und unsere Trinkvorräte  reichen heute locker. Dafür gibt es heute Abend „Aligot“, eine regionale Spezialität, einfach umschrieben eine Art Kartoffelbrei mit Käse. Dazu ein lecker Bierchen (oder auch zwei).

Noch ein Wort zum Wetter. Die Prognose war doch richtig. Nur der Zeitpunkt des Eintreffen war falch. Jetzt am Abend vor der Herberge scheint die Sonne und es ist wesentlich wärmer.

Strecke 26,9 km

 

Tag 43 (30) Naspinals – Saint-Côme d’Olt

Endlich ist es Morgen! Die Nacht in diesem sehr ungepflegten Hotelzimmer ist vorbei. Alleine schon der Gedanke an Läuse, Flöhe und Wanzen löst Juckreiz am ganzen Körper aus. Aber: Es kann nichts so schlecht sein, daß nicht auch etwas Gutes dabei herauskommt. Wir sind um kurz nach sieben auf dem Weg. Noch schnell beim Bäcker vorbei und wir starten – ganz alleine – in einen wunderschönen Tag. 20150517_104249Die heutige Etappe ist landschaftlich eine der Schönsten. Die Aubrac-Hochfläche mit dem rauhen Klima, den riesigen Flächen auf denen die Aubrac-Rinder weiden , den Wildblumenwiesen und den vielen naturbelassenen Steinmauern lässt uns alles Negative vom vergangenen Tag vergessen.

Von nun an geht’s überwiegend bergab, von 1374 m auf 385 m. Heute werden nicht die Fußsohlen heiß, sondern die Knie. 20150517_201408Sehr eindrucksvoll erleben wir zwei Jahreszeiten. In der Höhe grad  mal eben Frühling mit blühenden Narzissen  und im Tal Sommer mit fast reifen Kirschen und voll erblühten Rosen.

Den Ort Saint-Côme-d’Olt erreichen wir gegen 6 Uhr abends. Hier befindet sich das Ursulininnen-Kloster, in dem wir übernachten werden. Nach einem herzlichen Empfang gibt’s noch ein leckeres Abendessen mit einem ebenso leckeren Wein und nun fallen wir beide in ein frisch bezogenes Bett in einem sauberen Zimmer. Ach ja, bevor ich es vergesse : Heute wäscht wieder mal die Waschmaschine, deswegen habe ich Zeit zum Bloggen! ☺

Strecke 33,2 km

Tag 44 (31) Saint-Côme d’Olt – Fonteilles

Es ist wieder Sommer, blauer Himmel und angenehm warm. Wir gehen heute entlang des Lot. Wo sind denn die Pilgerscharen geblieben? Ein Großteil wird wohl nach dem verlängerten Wochenende wieder beim Arbeiten sein. So macht Pilgern wieder Spaß.

20150518_094905Nach Espagnol erreichen wir Estaing, eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Das Schloß in diesem Ort gehörte dem früheren Staatspräsidenten Giscard d’Estaing, der laut unserem Reiseführer den Namen und das Schloss hier im Tal des Lot gekauft hat.20150518_134826

Aber jetzt ist es vorbei mit der gemütlichen Wanderung entlang des Flusses. Von 340 m geht es wieder steil bergauf auf 650 m üNN, und dies bei gefühlten 30 Grad. Oben angekommen genießen wir wieder einen tollen Ausblick über die Landschaft. Ein paar Meter abseits des Chemin finden wir hier eine Gîte. Alles sauber und der Preis passt ins französische Preisniveau. Jetzt noch ein Bierchen im absolut ruhigen Gastgarten und um halb acht gibt es Abendessen.20150518_172349

Ach so, wo sind denn die Pilger? Wir sind bis jetzt die einzigen Gäste und 35 hätten Platz.

Strecke 29,1 km

Noch ein Wort zum Abendessen. Eigentlich wollen wir unser Mitgebrachtes vierzehren, aber wir lassen uns überreden.20150518_195426

als Aperitiv: Muskateller

-Oliven mit Weißbrot

-Brennnesselsuppe  mit Crutons und geriebenem Käse

zum Hauptgang Rose oder Rotwein

-Spargel umrollt mit gekochtem Schinken und mit Käse überbacken

-Kalbsschnitzel in Sahnesoße mit frischen Waldpilzen

-Risotto mit gebratenen Tomaten und Plätzchen aus Kalbsbrät

-Auswahl aus ca. 10 verschiedenen regionalen Käsespezialitaten dazu grüner Salat

-Früchtebecher

Zum Abschluß  Infusion de thé d’Aubrac (Aufguss aus getrockneter Minze)

Als Degistiv: Minzlikör

Und dies hätten wir uns ums Haar entgehen lassen

 

 

Tag 45 (32) Fonteilles – Conques

20150519_072711Das schlägt dem Fass den Boden raus. Ein Frühstück für zwei. Nach dem üppigen Abendessen jetzt das. Aber nach dem Frühstück sieht der Tisch aus, wie zu Beginn. Mehr als Essen kann man nicht.

Draußen sieht es ganz anders aus. Kalt, neblig und ziemlich feucht. Innerhalb kurzer Zeit bilden sich Tropfen auf den Vliesjacken. Die Strecke ist anfangs nicht allzu schwer. Wir gehen auf Asphalt- und Schotterwegen. Dann ein mit Gras bewachsener Feldweg. Innerhalb kurzer Zeit sind Schuhe und Hosen klatschnass. Den Weg den wir gehen, ist eine Empfehlung des Hauswirts. Nach seiner Aussage geht es immer bergab bis Conques, unserem heutigen Tagesziel. Die erste Hälfte des Weges stimmte auch, aber dann, schon auf rund 350 m unten geht es wieder hoch auf 650 m üNN, und immer noch ziemlich feucht und kalt. Wahrscheinlich ist er den Weg selbst noch nie gegangen.

Erst gegen 15 Uhr zeigt sich die Sonne. Da geht es auch schon steil bergab zum Ziel. Aus der Ferne erscheint der Ort, als sei das Mittelalter stehen geblieben. Kleine Steinhäuser und eine wuchtige Klosterkirche im Zentrum.20150519_155908

Als wir in die vom Premonstatensermönchen geführte Herberge kommen, trauen wir unseren Augen nicht. Ca. 100 Plätze gibt es und sie sind nahezu belegt. Während des ganzen Tages sehen wir keinen einzigen Pilger und jetzt das. Ein freundlicher deutsch sprechender Mitarbeiter hilft uns das letzte Zimmer zu ergattern. Die Alternative Schlafsaal mit 90 Betten ist nichts für uns. Also Zimmer beziehen, Roswitha geht noch in die Abendandacht und um 19 Uhr gibt es Abendessen. Wieder mal was „Normales“: Selleriesalat, Lasagne, Käse und ein Stück Tarte.

Strecke 27,6 km

 

Tag 46 (33) Conques – Livinhac le Haut

Bereits um 6.30 Uhr herrscht reges Leben in der Klosterherberge, denn Frühstück gibt es ab 7.00 Uhr. Es scheint, als ob jeder der erste auf dem heutigen Weg sein möchte. Wir lassen es etwas ruhiger angehen. Roswitha besucht noch die Morgenmesse und ich helfe Sepp, einem bayrischen Radpilger bei der Beschaffung eines Reiseführers mit Unterkunftverzeichnis. Er selbst spricht kein Französisch und Englisch auch nur sehr wenig. Seine bisherige Streckenführung bestand lediglich aus  einer Städteliste, die er von einem Bekannten übernommen hatte, der diese Route durch Frankreich schon geradelt ist und seinem Fahrradnavi. Das ist vielleicht der Grund dafür, dass er schon Mal eine Nacht auf der Parkbank verbringen musste.

20150520_094517Kurz nach neun starten auch wir. Der große Ansturm ist da schon vorbei. Zudem nehmen wir eine Variante, die mir ein Betreuer in der Herberge zeigte. Aber auch dieser Weg führt erst einmal wieder steil 300 Höhenmeter bergauf auf einem engen steinigen Weg. Doch ein Blick zurück entschädigt uns für die vielen verlorenen Schweißtropfen. Dann oben angekommen gibt es wieder diesen weiten Blick über die Berge und Täler des Lot.

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Von jetzt ab geht es fast nur noch bergab.  Das kommt Roswitha zugute, denn gestern, auf der feuchtkalten Etappe hat sie sich etwas erkältet und fühlt sich heute ganz schön schlapp.

Auf einen schön angelegten Rastplatz machen wir zusammen mit einigen französischen Pilgern Mittagspause. Wir brechen als letzte auf und gehen jetzt den nicht dokumentierten Höhenweg, während die vor uns gestarteten den Markierungen folgen.  Wer wird wohl zuerst in Livinhac sein? Auf beiden Routen sind es immer noch rund 15 km.

Wir genießen die Aussicht und weiter geht es bergab. Um 4 sind wir am Ziel. Es scheinen erst wenige Pilger hier zu sein und so bekommen wir auch gleich ein Quartier. Das war gut, dass wir der Empfehlung des Betreuers gefolgt sind, den erst eine halbe Stunde später treffen die Pilger aus der Mittagspause ein.

Strecke 23,2 km

Tag 47 (34) Livinhac le Haute – Figeac

Ein neuer Tag beginnt. Kalt ist es und wir könnten Handschuhe vertragen. Doch nach kurzer Zeit wird es uns beiden warm. Es geht wieder mal steil bergauf. Danach geht’s allerdings angenehm weiter – mit leichtem Auf und Ab. Die Mittagspause fällt kurz aus, es ist zu frisch um lange sitzen zu bleiben. So erreichen wir Figeac schon um kurz nach zwei Uhr. Die Suche nach einem Zimmer gestaltet sich schwierig. Die freundliche Dame im Office de Tourisme teilt uns nach mehreren Telefongesprächen mit Vermietern mit: Tous complet! Alles ausgebucht! Also Internet an, selber noch mal suchen und siehe da – wir werden fündig und buchen online. Das Hôtel finden wir schnell, sieht von außen ganz passabel aus doch als wir das bwz. die Zimmer sehen sind wir wieder mal schnell draußen! Das erste Zimmer riecht nach Rauch und Reinigungsmittel und  ist ziemlich runtergekommen. Also nächstes Zimmer. Dieses riecht zwar besser, aber in der Badewanne liegen noch die Haare des Vorgängers und es ist ebenfalls schmuddelig.20150522_065436 Wir verlassen das Haus und finden direkt am Fluß ein kleines Hotel. Zwar klein aber alles picopello sauber und noch günstiger.

Die Altstadt ist sehenswert das Drumherum weniger. Vom Nachmittagsbummel in den engen Gassen kommen wir zurück ins Hotel und freuen uns dort das australische Ehepaar zu treffen, mit dem wir bereits gestern in Livinhac unter einem Dach geschlafen haben.

Strecke 23,8 km

Tag 48 (35) Figeac – Cajarc

Wie kann es anders sein? Kaum sind wir 500 Meter vom Hotel entfernt, schon beginnt der erste Aufstieg. Ein etwas üppigeres Frühstück hätte uns bei diesem Kraftakt schon gut getan. Aber wir sind in Frankreich und Wurst und Käse gibt es da eben nicht zu früher Stunde.

Unser Ziel steht jetzt fest. Wenn wir am Mittwoch in Moissac eintreffen, werden wir die 1000 km überschritten haben. Ab dort geht es dann mit dem Zug nach Irun und von dort weiter mit dem Nachtzug nach Lissabon. Das Ticket hierfür befindet sich bereits auf unserem Tablet.

20150522_092416Der Aufstieg ist geschafft. Der Stadtlärm liegt hinter uns und mit einem letzter Blick zurück verabschieden wir uns von Figeac. Vom Fluss Célé geht es jetzt wieder zum Lot. Die Berge sind nicht mehr so hoch und zur Freude unserer Muskeln gehen wir in leichtem Auf und Ab auf guten Wanderwegen über eine Hochfläche. Zwei Kanadierinnen sitzen am Wegrand, eine mit großen Problemen mit ihrem rechten Fuß. Sie hat ihn fast komplett mit Pflaster überklebt. Sie meint, es geht schon und wir gehen weiter. 20150522_115203Doch irgendwie lässt es Roswitha keine Ruhe, dass sie ihr nicht geholfen hat. Nach ein paar Kilometern machen wir eine kleine Rast. Gerade als wir wieder aufbrechen,  kommen die beiden jungen Frauen um die Ecke. Gerne nehmen sie Roswithas Angebot an, den Fuß mal genauer anzuschauen. Und gleich geht es mit Jod, Nadel und Faden an die Behandlung des mit Blasen übersähten Fußes. Mit dem Rat im nächsten Ort die Apotheke aufzusuchen und sich besser vom Arzt behandelt zu lassen, verabschieden wir uns.

Nach unseren gestrigen Problemen mit der Quartiersuche haben wir unsere heutige Bleibe bereits gestern reserviert. Das war gut so, denn heute Abend stellen wir fest, daß unser Chambre d’Hôtes und die daneben befindliche Gîte komplett belegt ist. Mit elf Französinnen und Franzosen,  einer Schweizerin aus Genf und der Hauswirtin sitzen wir beim gemeinsamen Abendessen. Viel zu Wort gekommen sind wir dabei nicht .

Strecke 27,8 km

Tag 49 (36) Cajarc – Limogne-en-Quercy

Bereits um 7.00 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch, denn heute liegt eine große Etappe vor uns. Unser Weg führt uns erst einmal abwärts ins Lottal nach Cajarc. 20150523_082247Unser Quartier befindet sich nämlich noch 4 km vor der eigentlichen Startposition. Im Ort füllen wir unsere Wasserflaschen und ein frisches Baguette und etwas Obst ergänzt unsere „Reisespeisekammer“. Wir gingen ins Tal hinunter und auf der anderen Seite, wie kann es anders sein, geht es wieder hinauf. Der Weg ist schwer, weniger wegen der Steilheit sondern eher wegen der vielen Steine. Das sind wieder zwei sehr anstrengende Kilometer.

20150522_162256Laut Reiseführer soll es aber ab jetzt ein einfacher Weg sein. Pustekuchen. Immer diese mit lockerem Schotter und großen Steinen belegten Wege. Das bedarf großer Konzentration und Kraftanstrengung. Und wenn man auf einen spitzen Stein tritt, kann das ganz schön weh tun.

Nachdem es in unserem geplanten Ziel in Varaire kaum Quartiere gibt, beschließen wir in Limogne-en-Quercy zu bleiben. Das Verkehrsamt vermittelt uns auch gleich ein am Weg Richtung Cahors befindliches Chambre d’Hôte.

Strecke 23,4 km

Tag 50 (37) Limogne-en-Quercy – Cahors

Limogne-en-Quercy liegt ausnahmsweise mal nicht im Tal. So geht es heute in leichtem Gelände meist bergab. Die gelegentlichen Anstiege sind nicht besonders schwierig. Leider sind die Wege weiterhin sehr steinig. Die Hochfläche der Causses wird geprägt durch Kalksteinböden, die mit niedrigen Eichenwäldern sowie  Wachhoder- und Buchsbaumbüschen bewachsen sind. Die Wege und Grundstücke sind mit Trockenmauern aus Kalksteinplatten und -blöcken eingefasst.

20150524_182434Zum Ende unseres heutigen Weges geht es nun doch noch steil bergab, wieder zum Lot. Dieser umschließt Cahors, unseren heutigen Endpunkt auf drei Seiten. Die Kathedrale St.-Étienne, ein immenser Kuppelbau, wurde bereits im 11. Jahrhundert gebaut. Mit einem kurzer Spaziergang durch die Altstadt, bei 24 Grad, und einem Hamburger zum Abendessen lassen wir den Tag ausklingen.

Strecke 36,9 km